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Alles scheint groß: Das Land ebenso wie die Herausforderung, diesen Markt zu erobern. Dietmar Sukop, AHK-Geschäftsführer in Porto Allegre, war Anfang September in Hannover. Wie viel Mut braucht Brasilien?
[/vc_column_text][vc_column_text]In diesen Tagen geht in Brasilien ein Wahlkampf zu Ende, der seinesgleichen sucht. Die Präsidentschaftskandidatur eines hoch gehandelten Favoriten aus dem Gefängnis heraus wurde gerichtlich gestoppt. Der zweite aussichtsreiche Bewerber überlebte ein Messerattentat – ob das seine Wahlchancen, wie spekuliert wird, tatsächlich verbessert, steht spätestens Ende dieses Monats fest. Dann nämlich, drei Wochen nach dem ersten Wahlgang am 7. Oktober, müssen rund 145 Millionen wahlberechtigte Brasilianer bei einer Stichwahl – wenn es dazu kommt – ihre Stimme abgeben.

Es ist wie so oft: Hemmnissen, wie in Brasilien aktuell die Unsicherheit angesichts der politischen Entwicklung verbunden mit einer langen Tradition des Protektionismus und anderer Hürden für Unternehmen, wirkt eine immense Anziehungskraft entgegen – die des fünftgrößten Landes weltweit sowohl nach Fläche als auch nach Bevölkerung. Brasilien umfasst nahezu die Hälfte Südamerikas, mit entsprechendem wirtschaftlichem Potenzial.

Wenngleich Brasilien bei den Präsidentschaftswahlen vor einer ungewissen politischen Entscheidung steht, sieht Dietmar Sukop, Geschäftsführer der Deutsch-Brasilianischen IHK in Porto Alegre weit im Süden des Landes, die Wirtschaft in einer beobachtenden Haltung. „Es bleibt abzuwarten, welche wirtschaftspolitische Richtung Brasilien für die nächsten vier Jahre einschlagen wird, um sich wieder neu zu orientieren und seine Strategie und Investitionsvorhaben entsprechend abzustimmen“, erklärte er im September in Hannover.

Wobei der aktuelle Zustand nicht eben einfach ist. Ein in den 80er Jahren wurzelnder Protektionismus macht Exporte nach Brasilien schwer; „alles eigentlich“ (Sukop) ist von einem gestaffelten Abgabensystem betroffen. Maschinen und Anlagen beispielsweise mit 15 bis 20 Prozent Importsteuern, plus Industrieproduktsteuer plus Mehrwertsteuer plus Sozialabgaben. Diese Abschottung hat zwar zu einer diversifizierten Industrie in Brasilien geführt. „Die Unternehmen haben sich aber nicht so weiterentwickelt, wie sie es unter den Bedingungen offener Märkte getan hätten.“[/vc_column_text][vc_single_image image=“4812″ img_size=“large“ add_caption=“yes“ alignment=“center“ style=“vc_box_rounded“ onclick=“img_link_large“ img_link_target=“_blank“][vc_column_text]Von außen ist der Markt also schwer zu gewinnen: Unternehmen sind damit gewissermaßen zum Mut gezwungen: „Der brasilianische Markt setzt voraus, dass Sie vor Ort sind“, sagt Dietmar Sukop. „Entweder selbst oder mit einem Partner.“ Wobei man bei der Unternehmensgründung bürokratische Hürden nehmen muss – das gilt aber nicht nur für Ausländer, sondern ebenso für Brasilianer. Damit, meint Sukop, bietet sich der Kauf eines Unternehmens für den Einstieg an.

Nach den konjunkturellen Einbrüchen vor drei Jahren erholt sich die brasilianische Wirtschaft nur langsam. Immerhin erwartet Germany Trade & Invest (GTAI) in diesem und im kommenden Jahr ein weiter anziehendes Wachstum in einem Bereich von zwei bis drei Prozent. Das allerdings nicht risikofrei: Ganz oben steht die politische Unsicherheit, aber der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) sieht auch Ansteckungsgefahren durch die wirtschaftlichen Probleme beispielsweise Argentiniens. Hoffnungen setzt die Wirtschaft aber in ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und dem Mercosur, das im September weiterverhandelt wurde. Sukop sieht in ganz Südamerika eine höhere Gesprächsbereitschaft für Handelsfragen, befeuert durch die US-amerikanische Politik.

Innerhalb Brasiliens herrscht auch kein Mangel an Aufgaben. Die Rentenreform steht drängend auf der politischen Agenda. Infrastruktur heißt zurzeit vor allem: Straße. Der Großteil des Transports wird darüber abgewickelt, über die Schiene nur punktuell. Entsprechend hoch ist die Belastung der Straßen bei derzeit fehlenden Investitionen. Aber „gerade in der Infrastruktur müssen Impulse von der Politik ausgehen, insbesondere durch Private Public Partnerships“, fordert Sukop. Eine solche Zusammenarbeit sei auch im Energiebereich sinnvoll. Und dann wäre da noch die Korruption, die Brasilien nicht nur in politische, sondern auch in die noch nicht überwundene wirtschaftliche Krise gestürzt hat. Auch wenn in Sachen Korruptionsaufdeckung schon einen Menge übernommen wurde, iost diese Aufgabe noch nicht abgeschlossen.

Also: „Auf keinen Fall ein einfacher Markt“, sagt der AHK-Experte Dietmar Sukop. Und das, obwohl ihm Brasilien in rund 20 Jahren zur Heimat geworden ist. Wie viel Mut braucht das Land? „Vielleicht nicht unbedingt Mut“, lautet Sukops vermittelnde Antwort. „Aber sehr viel Ausdauer.“ Und neben ständiger Präsenz auch die Bereitschaft, finanzielle Rückschläge zu verkraften. Jedoch winkt als Lohn ein enormes Potenzial. „Für Unternehmen, die weltweit agieren, ist Brasilien eigentlich ein Muss“, sagt Pia-Felicitas Homann, Länderreferentin bei der IHK Hannover. Und das auch deshalb, weil sich die Möglichkeit bietet, von Brasilien aus in den angrenzenden, spanischsprachigen Ländern zu arbeiten.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

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