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Selbst Geschäfte, die von Sanktionen gegen den Iran gar nicht betroffen sind, werden ohne Zahlungsverkehr unmöglich. Das Land setzt trotzdem weiter auf Austausch.
[/vc_column_text][vc_column_text]Aus dem Iran ins Calenberger Land: Eine zehnköpfige Delegation informierte sich im September in der Nähe von Springe über den Kartoffelanbau. Was zunächst in verschiedener Hinsicht ungewöhnlich klingt, löst sich doch schnell auf: Tatsächlich landen Kartoffeln im Iran unter den Grundnahrungsmittel eher abgeschlagen hinter Brot und Reis auf den Plätzen. Aber sie werden angebaut und auch exportiert, zum Beispiel nach Russland oder Armenien, sagt Kamelia Karimi, niedersächsische Repräsentantin in Teheran. Und Bockerode, etwa auf halbem Weg zwischen Springe und der Marienburg, war auch in diesem Jahr Schauplatz der Potato Europe, einer Spezialmesse für Kartoffeltechnik, die in regelmäßigem Turnus in Deutschland Station macht. Sie gehört zum umfangreichen Messe-Portfolio der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft und zog in diesem Jahr rund 10 000 Besucher aus 60 Ländern nach Niedersachsen. Einschließlich der iranischen Delegation.

Die sollte ursprünglich mehr als doppelt so groß sein. Aber die Zeiten sind nunmal schwierig. Mit dem einseitigen Ausstieg der USA aus dem Iran-Atomabkommen am 8. Mai hat sich die Situation für deutsche Unternehmen im Irangeschäft drastisch verändert. Voraussichtlich ab dem 5. November werden die US-Sanktionen gegen den Iran wieder vollständig greifen. Mit Hochdruck wickeln daher deutsche und europäische Firmen, die geschäftliche Beziehungen in die USA unterhalten, ihr Irangeschäft ab.

Das bekamen auch die Iraner in Bockerode zu spüren. Was dort an Technik gezeigt wurde, ist für iranische Unternehmen derzeit außer Reichweite. Die Anbieter dort winkten schnell ab, sobald sie erfuhren, woher die Interessenten kamen. Wichtig sei die Reise nach Deutschland trotzdem gewesen, so Kamilia Karimi, um bei der Messe und bei Unternehmensbesuchen davor und danach Know-how zu tanken.

Die Wiedereinführung der US-Sanktionen trifft mit voller Wucht aber auch viele deutsche und europäische Unternehmen, die gar keine Verbindungen in die USA haben. Zentrales Problem für diese Unternehmen ist der Zahlungsverkehr: Fast alle deutschen und europäischen Banken wickeln in Erwartung der Wiedereinführung der US-Sanktionen im Finanzsektor ab November bereits jetzt kein Irangeschäft mehr ab. Sollten iranische Finanzinstitutionen auch noch vom SWIFT-System abgekoppelt werden, würde der Zahlungsverkehr komplett zum Erliegen kommen.

Bereits heute gehen täglich bei den Industrie- und Handelskammern Hilferufe von Unternehmen ein, die Irangeschäfte durchführen wollen, aber nun nicht mehr abwickeln können. Es handelt sich dabei um Geschäfte, die den kompletten Prozess der Ausfuhrkontrollverfahren durchlaufen haben, also aus deutscher Sicht vollkommen unkritisch sind. Dabei sind sich die Unternehmen der US-Sanktionen bewusst und achten darauf, beispielsweise keine Vorprodukte mit US-Ursprung zu verwenden oder US-amerikanische Mitarbeiter einzusetzen. Dennoch sind die Geschäfte wegen der fehlenden Zahlungsabwicklung nicht mehr durchführbar.

Im Klartext: Wenn der Hersteller eines Kartoffelroders oder einer Legemaschine zwar noch in den Iran liefern würde, tauchte spätestens bei der Bezahlung das nächste Problem auf.

Trotzdem gibt es auch in Niedersachsen Unternehmen, die am Iran festhalten wollen. Gerade erst lief in der IHK Hannover eine Informationsveranstaltung. Zu der kamen zwar weniger Unternehmen und auch keine Neueinsteiger. Aber Unternehmen, die kein US-Geschäft haben, wollen ihr Engagement im Iran fortsetzen.

„Nicht einfach aufgeben.“ Wenn Kamelia Karimi das sagt, ist es nach innen genauso wie nach außen gerichtet: Sich selbst Mut machen, aber darauf setzen, dass deutsche Unternehmen den Mut haben, auf dem iranischen Markt tätig zu werden. Schließlich ist trotz der Aufbruchstimmung seit 2014, als früh auch eine niedersächsische Delegation in den Iran reiste, der Nachholbedarf des Landes keineswegs gestillt. Und die Lücke, die westeuropäische Unternehmen lassen, so Kamilia Karimi, werden Russen und Chinesen nutzen.[/vc_column_text][vc_separator][vc_column_text]

Kommentiert von Tilman Brunner
Viele Unternehmen sind betroffen, manche in ihrem Fortbestand gefährdet – und das, obwohl sie selbst nichts falsch gemacht haben, vielmehr dem ausdrücklichen Willen von Bundes- und Landesregierung gefolgt sind. Es gab wohl kaum ein Land, in das in den vergangenen drei Jahren ähnlich viele Delegationsreisen unter politischer Leitung stattgefunden haben wie den Iran. Das Ziel war es, die wirtschaftlichen Beziehungen schnell wieder zu vertiefen. Jetzt ist die Bundesregierung gefordert, den Unternehmen zur Seite zu stehen und den Zahlungsverkehr mit  geeigneten Mitteln wieder zu ermöglichen. Das ist eine Frage der Glaubwürdigkeit und der Verlässlichkeit. Und für viele Unternehmen in diesem Fall auch eine durchaus lebenswichtige.
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Am 30. November bietet die IHK Hannover von 9 bis 11 Uhr eine Möglichkeit zum Informationsaustausch über den Iran.
Anmeldung: IHK, International, Beate Rausch, Tel. 0511/3107-431, rausch@hannover.ihk.de
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