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Die Wirtschaft war zuletzt gerne Ziel kirchlicher Mahnungen. Aber auch innerhalb der Kirche wird die eigene Wirtschaftsferne kritisiert. Vielleicht ist es an der Zeit, den Dialog wieder zu intensivieren.
[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]Diese Wirtschaft tötet. Vor einigen Jahren schrieb und sagte das Papst Franziskus. Es ist einer der prägendsten Sätze des Mannes, der heute an der Spitze der katholischen Kirche steht, und eine Steilvorlage für eine grundsätzliche Kritik: Kirchen gegen Kapitalismus. Aber so einfach ist es nicht. Die Kirche war da auch schon mal weiter.

Diese Zeitschrift hat durchaus eine Verbindung zur kirchlichen, zur katholischen Soziallehre. Ihr erster Chefredakteur, Dr. Johannes Niggemann, war in diesem Denken nicht weniger tief verwurzelt als im Handeln. Es wird kein Zufall gewesen sein, dass er sich im Aufsichtsrat einer hannoverschen Wohnungsbaugesellschaft engagierte: Eigentum, zum Beispiel ein Haus oder eine Wohnung, und außerdem die Mitbestimmung kristallisierten sich nach dem Krieg als die Instrumente heraus, mit denen der soziale Katholizismus Klassenspaltung und Ungerechtigkeiten überwinden wollte. Ohne sich aber von Marktwirtschaft, Unternehmertum und, wenn man so will, Kapitalismus abzuwenden. Denn diese Wirtschaft schafft auch Lebensgrundlagen, und das wie keine andere.

Um zu solchen Einsichten zu kommen, hat sich die katholische Soziallehre intensiv mit den Eigengesetzlichkeiten der Wirtschaft beschäftigt. Paradebeispiel dafür war Kardinal Joseph Höffner, nicht nur Theologe und Philosoph, sondern auch promovierter Volkswirt, der an der Uni Münster einen engen Austausch mit der ökonomischen Fakultät begründete. Heute jedoch wird die Wirtschaftsferne der katholischen Soziallehre auch innerhalb der Kirche kritisiert. In Höffners traditionsreichem Institut für Christliche Sozialwissenschaften stehen in diesem Semester sozialethische Filmanalyse sowie Popkultur und Ethik auf dem Seminarplan. Der ökonomische Anteil scheint in der Tat ausbaufähig.

Entstanden ist die katholische Soziallehre in der ersten industriellen Revolution Mitte des 19. Jahrhundert. Heute, in der vierten, ist die Stimme der Kirche zart geworden. Ändern kann sich das nur durch die Beschäftigung und den Dialog mit der Wirtschaft. pm

Ursprünglich als Wirtschaftspolitisches Streiflicht, später in einer eigenen Rubrik „Streiflichter“: Glossen begleiten die Niedersächsische Wirtschaft von Anfang an und hatten schon in Vorgänger-Publikationen ihren Platz. An dieser Stelle finden Sie jeden Freitag eine Glosse in dieser Tradition.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

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