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In Niedersachsen wurde jetzt der Strategiedialog Automobilwirtschaft  gestartet. Er soll helfen, den Strukturwandel der Branche, gleichzeitig ausgelöst durch Digitalisierung und Klimaschutz, zu bewältigen.
[/vc_column_text][vc_column_text]Zehn entscheidende Jahre: In diesem Zeitraum werde sich entscheiden, ob die für Niedersachsen so wichtige Automobilindustrie ihre Bedeutung behält. Das sagte Ministerpräsident Stephan Weil zum Auftakt des Strategiedialogs Automobilwirtschaft in Hannover. Auf Initiative der Metallarbeitgeber und der IG Metall in Niedersachsen sollen in den kommenden zwei bis höchstens drei Jahren der Strukturwandel in der Automobilindustrie analysiert und konkrete Vorschläge für Maßnahmen erarbeitet werden.

Weil beschrieb die Lage der Branche als „Sandwich-Situation“ zwischen Digitalisierung und dem vom Klimaschutz erzwungenen Umstieg auf andere Antriebe. Damit steht die Automobilindustrie vor einer doppelten Herausforderung: Das Auto wird zunehmend digital, was keineswegs nur technische Fragen aufwirft, sondern auch mit Blick auf Recht, Datenschutz oder Ethik die Branche vor neue Aufgaben stellt. Außerdem schafft die Digitalisierung neue Möglichkeiten für Mobilitätskonzepte. Und schließlich wird auch die Produktion selbst digitalisiert.

Beim Umstieg auf neue Antriebe vor dem Hintergrund der Klimaziele wollte sich Stephan Weil einen Seitenhieb auf die Bundespolitik nicht verkneifen. Er wies auf das Ziel hin, bis zum Jahr 2030 die Pkw-Emissionen um 37,5 Prozent zu senken, und kritisierte in diesem Zusammenhang, dass eine derart hohe Zielsetzung vorgegeben werde, ohne einen Plan zu haben, wie sich das erreichen lasse. Genau an dieser Stelle erwartet er Impulse vom jetzt beginnenden Strategiedialog.

Unter dem Druck der Emissionsziele wird dabei der Elektroantrieb eine besondere Rolle spielen. Wirtschaftsminister Bernd Althusmann erinnerte daran, dass bei VW in gut zehn Jahren 40 Prozent der Pkw vollelektrisch vom Band laufen sollen. Grundsätzlich sei der Strategiedialog aber technologieoffen angelegt und soll sich auch mit Brennstoffzelle oder Gasantrieb beschäftigten. Außerdem, das machte Althusmann deutlich, werden auch 2030 noch Verbrenner auf dem dann herrschenden Technikstand eine Rolle spielen: Auch, wenn beispielsweise VW seine Produktions- und Absatzziele bei Elektroautos erreiche, werden die meisten Autos noch Benziner oder Diesel sein. Zumal man die Elektroautos auch erst an den Mann bringen muss: Der Markterfolg sei das A und O, sagte Volker Schmidt, Hauptgeschäftsführer von NiedersachsenMetall, zum Auftakt des Strategiedialogs. Er hatte zusammen mit Thorsten Gröger, Bezirksleiter der IG Metall, den Anstoß für den Strategiedialog gegeben.

Konkret werden sich drei so genannte Innovatorenkreise gebildet: Einer wird sich mit Innovation und den technischen Entwicklungen beschäftigen. Ein zweiter dreht sich um Markt und Infrastruktur: Hier soll alles Thema sein vom Verbraucherverhalten über die Fragen der Ladeinfrastruktur bis zu neuen Logistik- und Mobilitätskonzepten. Der dritte Innovatorenkreis beschäftigt sich mit den Beschäftigten, also Fragen rund um die Ausbildung, Fachkräfte und insbesondere die Qualifizierung der Mitarbeiter, um die digitale Transformation zu bewältigen. In diesem Thema sind auch die Industrie- und Handelskammern beim Strategiedialog dabei. Die einzelnen Kreise sollen sich selbst organisieren, insbesondere auch die Frage, wie oft man sich trifft. Als Teilnehmer wurden Vertreter von Institutionen und Unternehmen eingeladen; grundsätzlich sind die Kreise aber so flexibel aufgestellt, dass gegebenenfalls auch weitere Experten hinzugezogen werden können.

Ziel ist es, so Thorsten Gröger von der IG Metall, ein Bild zu gewinnen, was in der Automobilindustrie passieren wird, um daraus Maßnahmen abzuleiten, um den Wandel auch sozialverträglich zu gestalten. Die Anregungen sollen dabei möglichst praxisnah sein, sagte Ministerpräsident Stephan Weil. Dabei haben die Initiatoren des Strategiedialogs auch die Bundespolitik im Visier, etwa durch ein gemeinsames Vorgehen mit ebenfalls von der Autoindustrie geprägten Ländern wie Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Sachsen oder dem Saarland, wo es ebenfalls mit dem Strategiedialog vergleichbare Plattformen gibt. Themen könnten in der Steuer- oder in der Energiepolitik liegen.

Wie groß die Bedeutung des Automobilbaus in Niedersachsen ist, lässt sich an verschiedenen Zahlen festmachen. Die Zahl der Menschen, Mitarbeiter und deren Familienangehörige, deren Existenz unmittelbar von dieser Industrie gesichert werde, bezifferte Stephan Weil mit rund 500.000. Unmittelbar arbeiten bis zu 260.000 Beschäftigte bei Herstellern und Zulieferern in Niedersachsen, sagte Volker Schmidt von NiedersachsenMetall. Darüber sieht er aber auch in anderen Branchen Arbeitsplätze, die vom Automobilbau abhängen, und kommt insgesamt auf 600.000 Jobs. Vor diesem Hintergrund ist klar: „Wir müssen sehen, dass wir den Laden zusammenhalten“, so Schmidt. Ob das gelingt, muss sich in den kommenden zehn Jahren zeigen.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

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