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Mehr Maut, mehr Staus, mehr Nachhaltigkeit. In diesen Zeiten rückt der Schienengüterverkehr wieder in den Blick. Unternehmen aus der Region mit Gleisanschluss sehen inzwischen Vorteile der Bahn gegenüber dem LKW-Transport.

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Der Güterverkehr in Deutschland ist in den vergangenen Jahrzehnten rasant gewachsen, allerdings nicht auf der Schiene. Etwa 18 Prozent des gesamten Güterverkehrs werden per Bahn transportiert. Was sind das für Unternehmen, die auf ihren Gleisanschluss
setzen und ihn sogar ausbauen, wie etwa die Papier- und Kartonfabrik in Hoya oder ein
Alkoholveredler in Hannover-Misburg? Vor welchen Herausforderungen stehen diese
Unternehmen mit Schienenanbindung? Antworten haben wir von einem Bahnexperten bekommen. Ein Partner vieler Unternehmen mit Gleisanschluss ist die DB Cargo, die im Güterverkehr einen Marktanteil von rund 50 Prozent hat. Die Bahntochter investiert derzeit viel, um nach fünf Verlustjahren wieder in die schwarzen Zahlen zu kommen.

Smurfit Kappa setzt verstärkt auf die Schiene

Täglich erreichen oder verlassen das Werk von Smurfit Kappa in Hoya im nördlichsten Zipfel des Landkreises Nienburg etwa 170 LKW. Gut hundert von ihnen bringen Altpapier,
das in der Fabrik aufbereitet und zu 85.000 Tonnen Faltschachtelkarton und 370.000 Tonnen Wellpappenrohpapier pro Jahr weiterverarbeitet wird. Etwa drei Viertel der fertigen Produkte verlassen das Werk, in dem rund 370 Menschen arbeiten, auch wieder auf dem LKW.

Auf der Schiene bis nach Skandinavien: Der Verpackungshersteller Smurfit Kappa will in den nächsten Jahren noch mehr Güter auf dem Schienenweg transportieren.

Auf der Schiene bis nach Skandinavien: Der Verpackungshersteller Smurfit Kappa will in den nächsten Jahren noch mehr Güter auf dem Schienenweg transportieren. Foto: Maren van Meer Photodesign

Allerdings ändert sich das gerade. Im vergangenen Jahr hat das Hoyaer Werk, das 1957 als Europa Carton gegründet wurde, bereits etwa 24 Prozent seiner
Transporte über die Bahn abgewickelt. Den Grundstein für die Entwicklung legte der Konzern vor 14 Jahren. Damals, nach der Fusion von Smurfit und Kappa wurde der Transportweg Schiene für das Werk in Hoya plötzlich interessant. Denn nun gehörten mehrere Papierfabriken in Skandinavien mit Gleisanschluss zur Unternehmensgruppe, die aus der Kleinstadt an der Weser per Bahn gut zu erreichen waren. Die Schiene als Transportweg hatte bis dahin in Hoya keine große Bedeutung. Zu teuer, zu inflexibel und letztlich zu umständlich – die oft vorgebrachten Vorbehalte gegen die Schiene – teilt Volker Wollschläger, Logistikleiter von Smurfit Kappa in Hoya nicht. Aber er weiß natürlich, dass seine Branche gute Voraussetzungen für die Schiene mitbringt. „Unsere Güter eignen sich hervorragend für den Bahntransport“, sagt der 61-Jährige, der seit 28 Jahren für die Hoyaer Papierfabrik tätig ist. Die Bahn kann aus seiner Sicht im Vergleich vor allem mit ihrer höheren Zuladung und dem einfacheren Handling punkten. In einen Güterwaggon können deutlich mehr Rollen Wellpappenrohpapier geladen werden als auf einen LKW, der maximal mit 23 Tonnen beladen werden darf. Ähnlich verhält es sich beim Altpapier, wo vier volle Waggons etwa neun LKW ersetzen können.

Arbeiten gut zusammen: Der Logistikleiter von Smurfit Kappa, Volker Wollschläger und Martin Märsch, Lokführer der Verkehrsbetriebe Grafschaft Hoya.

Arbeiten gut zusammen: Der Logistikleiter von Smurfit Kappa, Volker Wollschläger und Martin Märsch, Lokführer der Verkehrsbetriebe
Grafschaft Hoya. Foto: Georg Thomas

Mehr Zuladung
Gleichzeitig spürt der Logistikleiter heute schon die Auswirkungen des Mangels an Berufskraftfahrern. „Und diejenigen, die es gibt, sprechen und verstehen immer seltener Deutsch. Der Transport über die Schiene bedeutet für uns daher auch ein höheres Maß an Sicherheit“, so Wollschläger. Umso weniger Deutschkenntnisse vorhanden seien, desto  größer würde das Risiko von Unfällen oder Beinaheunfällen auf dem Werksgelände, was er nicht verantworten mag. Seit Jahren steht Smurfit Kappa für eine äußerst niedrige Zahl  an Arbeitsunfällen. Bei der Sicherung der Ladung sei man so vorbildlich, dass die Polizei gern ihrem Nachwuchs einmal die Ladeflächen der LKW aus Hoya zeige.

Mehr Flexibilität
Der Transport per Schiene bedeutet für Smurfit Kappa auch mehr Freiraum. „Ein Güterwaggon kann bei uns im Gleis eine Weile stehen, während wir einen LKW sofort
entladen müssen“, sagt Wollschläger. „Und wenn sich einige LKW aufgrund eines
Staus verzögern, können sich meine Mitarbeiter an die Waggons machen. Wir haben so viel weniger Leerphasen.“

Gut fürs Klima
In diesem Jahr möchte Smurfit Kappa rund 90.000 Tonnen Waren auf die Schiene bringen. Für den Nachhaltigkeitsbericht des Global Players hat Volker Wollschläger mit einem Rechner aus dem Internet ausgerechnet, dass so etwa 3500 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden können. Bei zusätzlich 40.000 Tonnen Altpapier-Transporten per Bahn
kommen noch einmal 900 Tonnen weniger CO2 dazu. Und durch die Verlagerung auf die Schiene entlaste Smurfit Kappa auch die anderen Verkehrswege. „Und auch die Einwohner von Hoya freuen sich über weniger LKW-Verkehr“, meint Wollschläger.

Entladen des Altpapiers aus einem Güterwaggon bei Smurfit Kappa

Der neue Gleisanschluss ermöglicht das gleichzeitige Entladen von vier Waggons, über die das Werk mit Altpapier beliefert. Foto: Georg Thomas

Wirtschaftlich ist es auch
Aber rechnet sich das auch für das Unternehmen oder erfüllt es nur den Wunsch, besonders nachhaltig zu sein? „Wirtschaftlich lässt sich das auf jeden Fall abbilden“, sagt der Logistikleiter. Preislich lägen LKW und Bahn inzwischen gleichauf. „Und wenn es uns gelingt, noch mehr Altpapier-Transporte auf die Schiene zu verlagern, werden die Zahlen sogar noch besser.“ Derzeit kommt der Großteil des Altpapiers aus Dänemark nach Hoya,
nur ein kleiner Teil aus Mülheim an der Ruhr. Die Dänen hätten in der Vergangenheit einfach nicht so viele Bahnhöfe und Verladestellen geschlossen, was sich nun
auszahle. „Wir würden gern noch mehr Altpapier auch aus Deutschland per Bahn
bekommen.“

Investition in die Zukunft
Um in Zukunft noch mehr Altpapier auf der Schiene empfangen zu können, hat Smurfit Kappa Ende vergangenen Jahres nach einer Testphase für die Altpapieranlieferung per Bahn sein Anschlussgleis verlängert, sodass nun vier Güterwagen gleichzeitig entladen werden können. Das Entladen eines Wagens dauert nun nur noch eine halbe Stunde. Vorher gab es nur eine provisorische Entladung, mit der es fast zwei Stunden waren. Etwa 400.000 Euro hat die verbesserte Anbindung gekostet. Etwa die Hälfte kam aus einem
Förderprogramm. „Wir werden unsere Ziele, die wir uns gesetzt haben, in diesem Bereich erreichen“, sagt der Logistikleiter, der sich persönlich gut vorstellen kann, dass es demnächst zu einem Umdenken in Deutschland zugunsten des Schienenverkehrs kommt. „Die Jugend wird das einfordern“, ist sich Wollschläger sicher.

Verladen von Wellpappenrohpapier in Hoya.

Die Rollen mit Wellpappenrohpapier werden in einem eigenen Bereich in die Güterwaggons verladen: Die Transporte führen unter anderem zu Fabriken in Schweden. Foto; Maren van Meer Photodesign

Verkehrsbetriebe Hoya sind Partner
Eine wichtige Rolle beim weiteren Ausbau des Transports über die Schiene übernehmen in der Region die Verkehrsbetriebe Grafschaft Hoya (VGH), die auf dem Streckenabschnitt zwischen Eystrup und Syke, an dem auch der Abzweig zur Papierfabrik liegt, sowohl für die Infrastruktur als auch den Güter- und Personenverkehr verantwortlich sind. Ohne das kommunale Unternehmen wäre die Erfolgsgeschichte von Hoya wohl nicht zustande gekommen. Denn als die Bahnstrecke im Jahr 2006 marode war, investierten die Verkehrsbetriebe in den folgenden Jahren einen zweistelligen Millionenbetrag in die Sanierung der Strecke. Zuvor seien auf dem Abschnitt sogar Waggons entgleist, erinnert sich der Logistikleiter. Volker Wollschläger ist äußerst zufrieden mit der Zusammenarbeit: „Wir haben kurze Kommunikationswege und können die Lokführer auch kurzfristig erreichen, wenn wir neue Waggons zum Beladen brauchen.“ Denn aufgrund des  begrenzten Platzes am Werksgelände werden die Wagen teilweise von der VGH zwischengeparkt und dann nach und nach zur Fabrik gefahren. „Die langjährige Kooperation mit der VGH ist von hohem Vertrauen geprägt und der Tatsache, dass etliche administrative Arbeit durch die VGH erledigt wird.“ Volker Wollschläger ist sicher: „Die Zukunft wird der Bahn gehören.“

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