Nicht nur Ehren-, sondern auch Familiensache: Haltung zeigen, sich einmischen.
Raoul Roßmann arbeitet in zweiter Generation in der Geschäftsführung der
Dorgeriemarktkette Rossmann. Er sagt: Unternehmer sollten sich engagieren.

„Danke, entspannen.“ Sagt Fotograf Daniel Möller, als die Bilder im Kasten sind. Raoul Roßmann steht zwar zum ersten Mal für ein Anzeigenmotiv vor einer Kamera. Allerdings wirkt trotz dieser Premiere der Geschäftsführer des Drogeriemarktunternehmens Rossmann auch nicht sonderlich angespannt. Im Gegenteil: Der 33-Jährige, der beim Handelsriesen unter anderem für den Einkauf verantwortlich ist, unterhält sich mit Make-up-Artist Janine Köhler, die ihn auf die Fotos vorbereitet hat, eingehend über ihr Kosmetik-Sortiment. Das ist über die Ecke eines Konferenztisches ausgebreitet: Der enge Terminkalender Roßmanns hat den Umzug vom Fotostudio in die Burgwedeler Unternehmenszentrale nötig gemacht. Dort entstanden die Fotos für die Anzeigenserie zur IHK-Vollversammlungswahl.

Raoul Roßmann wirbt dafür, an der Wahl zur IHK-Vollversammlung teilzunehmen. In wenigen Tagen werden dafür die Wahlunterlagen versandt, die Vollversammlung ist die gewählte Vertretung der Wirtschaft im Bereich der IHK Hannover. „Wir Roßmanns mischen uns ein.“ Das stand über einem Interview, das Raoul Roßmann gemeinsam mit seinem Vater – und Unternehmensgründer – Dirk Roßmann der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung gab. Ist das auch ein Appell, sollen sich Unternehmer mehr engagieren?
„Absolut. Zum Beispiel, wenn es um die Regulierungen geht. Schlagen Sie allein heute die Lebensmittelzeitung auf: Früher gab es mal ab und zu eine halbe Seite mit neuen Vorgaben, heute so viele, dass man Mühe hat, dranzubleiben.“

Weniger Bürokratie, Deregulierung: Damit trifft er ein Thema, für das sich auch die IHK Hannover einsetzt. Eine Industrie- und Handelskammer bildet dabei die Plattform für die regionale Wirtschaft und bündelt die Stimmen der Unternehmen. Wenn jedoch ein Unternehmen wie Rossmann ein Thema aufruft, ist das allein schon laut genug, um die Politik aufhorchen zu lassen. Verstärkt wird das noch, wenn gleich mehrere Große mit einer Stimme sprechen.
„Das Thema Produktsicherheit ist wichtig für uns. Daher haben wir gemeinsam mit Douglas und dm an die Bundesregierung geschrieben, um uns auch im Onlinehandel für das Thema stark zu machen. Kombiniert man Unternehmen, die anfassbar sind, dann erzeugt das eine gewisse Aufmerksamkeit.“

Ein Verband allein würde wohl weniger gehört, mutmaßt Roßmann, als drei Schwergewichte der Branche mit tausenden Filialen und nahezu 100 000 Mitarbeitern allein in Deutschland. Die gemeinsame Aktion liegt etwas mehr als ein Jahr zurück und zielte aufs Internet und die Möglichkeit, dass internationale Handelsplattformen in Deutschland Kosmetika verkaufen, die nicht den hier geltenden Sicherheitsstandards genügen. Damit vertraten die Burgwedeler über ihre eigenen Interessen hinaus auch die von Verbrauchern, aber auch des Handels insgesamt: „Wir mischen uns ein.“ Würde sich Raoul Roßmann mehr Engagement von Unternehmen auch für den gesellschaftlichen Bereich insgesamt wünschen?
„Ich will niemandem etwas vorschreiben. Aber aus Kundensicht ist das etwas, das von uns erwartet wird. Nehmen Sie doch allein das Thema Nachhaltigkeit: Wir sind als Unternehmen gut aufgestellt bei ökologischen Nahrungsmitteln, ökologischer Landwirtschaft. Und aktuell stehen Themen wie Mikroplastik und Palmöl im Fokus: Welche Rohstoffe werden verwendet, wo kommen diese Rohstoffe her? Nachhaltigkeit, gesellschaftliche Verantwortung, unternehmerisches Handeln: Die Grenzen sind fließend.“

Roßmann ist gradlinig, vertritt seine Positionen mit dem Gewicht eines großen Unternehmens im Rücken. Er wirbt für die IHK-Wahl, lässt aber wenig Zweifel daran, dass es ihm um die Sache mehr geht als um eine Institution.
„Ich bin ehrlich: Ich weiß nicht genau, wie gut die IHK bei einzelnen Themen jeweils aufgestellt ist.“ 

Was also sind seine Erwartungen an eine Industrie- und Handelskammer und an die neu zu wählende Vollversammlung?
„Die IHK muss Themen aufgreifen, die für Unternehmen wichtig sind und sie mit starken Partnern aus der Wirtschaft angehen: Regulierungen oder fehlende Fachkräfte zum Beispiel. Die Unternehmerinnen und Unternehmer, die jetzt in die Vollversammlung gewählt werden, können diese aktuellen Themen in die IHK tragen.“

Sich einmischen also, die für die Wirtschaft wichtigen Themen gemeinsam, wenn auch nicht unbedingt auf den gleichen Wegen voranzutreiben, ist Raoul Roßmann wichtig. Wie Wege sich im Leben dann wieder manchmal kreuzen, zeigen die Berührungspunkte von Raoul Roßmann mit der IHK. So war er auch auf einer Delegationsreise in die USA mit dabei. Und als Geschäftsführer weiß Roßmann nur zu gut, wie wichtig es ist, Nachwuchskräfte zu gewinnen. Das Unternehmen arbeitet daher auch mit der Leibniz-Fachhochschule in Hannover. Gegründet wurde die heutige Hochschule bereits 1920, und zwar von der damaligen Handelskammer Hannover, und hat sich seitdem zu ihrer heutigen modernen Form entwickelt. Und bei der IHK-Gründung Leibniz-Fachhochschule kreuzen sich nicht nur die Wege, sondern für Raoul Roßmann schließt sich auch ganz persönlich ein Kreis:
„Ich habe selbst da studiert. Damals war das noch eine Berufsakademie. Und jetzt bin ich im Hochschulrat.“

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