Der Continental-Konzern hat ein Strukturprogramm für die kommenden zehn Jahre vorgestellt. Damit wolle man der sich abzeichnende Krise in der Automobilindustrie offensiv begegnen und gestärkt aus ihr hervorgehen, so Vorstandschef Dr. Elmar Degenhart.

Als Reaktion auf die Rückgänge der weltweiten Automobilproduktion und der verstärkten Nachfrage nach digitalen Lösungen hat die Continental jetzt ein bereits im Juli angekündigtes Strukturprogramm vorgestellt. Weitere Rahmenbedingungen sind er digitale Wandel in der Arbeitswelt, die sich abzeichnenden Krise in der Autoindustrie und die beschleunigte Übergang zu anderen Antrieben. Der Konzern will sowohl die Wettbewerbsfähigkeit stärken als auch sein Engagement auf Wachstumsfelder verlagern. Die einzelnen Punkte der Strategie im Überblick:

Das jetzt in seinen Grundzügen veröffentlichte Transformationsprogramm umfasst den Zeitraum von 2019 bis 2029.

Während dieses Zeitraums rechnet Continental mit einem Aufwand von 1,1 Mrd. Euro, der überwiegend bis 2022 ergebniswirksam werden soll.

Nach aktuellem Stand werden bis 2029 rund 20.000 Arbeitsplätze weltweit von Veränderungen betroffen sein. In einem ersten Schritt sollen im gesamten Unternehmen bis 2023 drei Viertel dieser Jobs davon erfasst werden, in Deutschland rund 5000.

Insgesamt bietet der Konzern heute 244.000 Arbeitsplätze, in Deutschland sind es etwa 62.000.

Ab 2023 sollen die Bruttokosten im Konzern um rund 500 Mio. Euro jährlich sinken.

Im Zuge der Veränderungen im Produktportfolio sollen „in hoher Zahl“ auch neue Arbeitsplätze entstehen.

Betriebsbedingte Kündigungen werden nicht ausgeschlossen, sollen aber das letzte Mittel sein.

Besonders betroffen ist der Standort Babenhausen bei Darmstadt. Hier ist geplant, bis 2025 die Serienproduktion von Steuerungsinstrumenten einzustellen. Bereits bis Ende 2021 will Continental bestimmte Forschungs- und Entwicklungsarbeiten an andere Standorte verlagern. Betroffen sind rund 2200 von 3600 Arbeitsplätzen.

Der beschleunigte Umstieg auf Elektromobilität wirkt sich auf vier Standorte aus, an denen Hydraulik-Komponenten für Diesel- oder Benzinmotoren gebaut werden. Im oberpfälzischen Roding, in Limbach-Oberfrohna in Sachsen, in Pisa und in Newport News/Virginia sollen insgesamt gut 2400 Arbeitsplätze wegfallen, für weitere etwa 1000 ist, wie es heißt, „ein Übergang in funktionsnahe Aufgabenfelder“ vorgesehen.

Der US-Standort Henderson/North Carolina zur Produktion von hydraulischer Bremskomponenten mit 650 Mitarbeitern wird geschlossen. Das Werk haben in den vergangenen Jahren kein neues Kundenprojekt gewinnen können.

Bis Ende dieses Jahres wird die Produktion von LKW-Reifen in Petaling Jaya in Malaysia mit derzeit 270 Mitarbeitern eingestellt.

Außer diesen Vorhaben wird es im Rahmen des Strukturprogramms weitere Projekte geben, zu denen sich der Konzern aber noch nicht äußern wollte, unter anderem, weil es um den Verkauf einzelner Geschäfts- und Teilsegmente geht und man die eigene Verhandlungsposition nicht schwächen will.

Ziel des Transformationsprogramms ist es, wettbewerbsfähiger zu werden und die Aktivitäten in Wachstumsbereichen auszubauen. Zu den entscheidenden Wachstumsfeldern zählt Continental besonders die Funktionslösungen für das assistierte und automatisierte Fahren, das vernetzte Fahren sowie Dienstleistungen für Mobilitätskunden. Mit Reifen will Continental organisch wachsen und weltweit zu den Top 3 zu gehören. Hinzu kommt der Ausbau des Geschäfts mit Industrie- und Endkunden jenseits des konjunkturabhängigen Erstausrüstungsgeschäfts mit Autoherstellern, etwa Förderbänder, Schläuche, Ersatzreifen und Autoersatzteile beispielsweise für die Landwirtschaft, die Ausrüster des Schienenverkehrs, den Bergbau oder die Bauindustrie.

Continental kündigte an, in die Qualifizierung und Weiterbildung der Mitarbeiter zu investieren. Vorstandschef Dr. Elmar Degenhart: „Es ist unsere feste Absicht, unsere betroffenen Mitarbeiter so gut wie möglich zu schützen und ihnen Zukunftsperspektiven zu bieten. Wir werden in den kommenden Jahren für unsere strukturelle Transformation die natürliche Fluktuation und den demografischen Wandel nutzen. Darüber hinaus werden wir zusätzliche Maßnahmen ergreifen, um die Beschäftigungsfähigkeit unserer Mitarbeiter zu sichern und zu erhöhen. Drei wesentliche Maßnahmen zur Qualifizierung sind das neu gegründete Institut für Technologie und Transformation (CITT) als unternehmenseigener Weiterbildungsträger, ein konzernweiter Qualifizierungsprozess sowie der Ausbau eines internen Arbeitsmarkts. Das Programm soll kontinuierlich um Bausteine für bestimmte Mitarbeitergruppen erweitert werden. Continental will jährlich einen zweistelligen Millionenbetrag in die Qualifizierung investieren.

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