Drei Unternehmer, ein Banker, ein Zahnarzt und zwei Badfachleute haben vor bald zwei Jahren die Ith-Sole-Therme in Salzhemmendorf aus der Insolvenz übernommen. Die sieben wollen das Wellnessbad im Weserbergland in den nächsten Jahren weiter ausbauen.
ZWECKOPTIMISMUS sieht anders aus. Julian Meser ist sich sicher, dass die Ith-Sole-Therme dauerhaft profi tabel sein kann. Und auch seine sechs Mitstreiter, die das Bad in Salzhemmendorf Anfang 2018 aus der Insolvenz übernahmen, sind davon überzeugt. Mit rund 750 Quadratmetern Wasserfl äche, einem großen, 32 Grad warmen Außenbecken, Saunalandschaft und der zweitbesten Schwefelsole Europas verfügt die Therme über ganz andere Voraussetzungen als ein typisches Hallenbad. Der 33-jährige Geschäftsführer muss es wissen, nicht nur, weil er in der Ith-Sole-Therme vor zwölf Jahren seine
Ausbildung als Fachangestellter für Bäderbetriebe abgeschlossen hat. Im kleinen Hallenbad des Ortes, nicht weit von der Therme, hatte er über mehrere Jahre lang eine Schwimmschule geführt – und hunderten Kindern aus der Umgebung das Schwimmen beigebracht. Vor fünf Jahren zog es den gebürtigen Berliner fort: Er wurde Betriebsleiter in einem Soester Spaßbad, dessen Geschäftsführung sein früherer Chef und Förderer Stefan Schlichte war. Nebenbei bestand er noch ein BWL-Fernstudium.
Zusammen mit dem heute 60-jährigen Schlichte, der die Soletherme bis zum Jahr 2010 erfolgreich führte, kehrte er zurück ins Weserbergland. Die zwei Geschäftsführer sind zwei der „chlorreichen Sieben“, die sich zusammengetan haben und das Bad als Gesellschafter übernommen haben: Frank Borris Baum, Geschäftsführer der car akustik GmbH aus Hameln; Hans Hansel, Gründer der Logona Naturkosmetik; der Unternehmensberater Friedhelm Walter, der Bauunternehmer Tobias Wessel und der Salzhemmendorfer Zahnarzt Dr. Peter Haffner. Der Bürgermeister Salzhemmendorfs, Clemens Pommerening, brachte sie zusammen an einen Tisch.
Sie waren sich alle einig, dass sie die Therme in der Region, in der sie leben und arbeiten, erhalten wollten. Zuschauen, wie sie vielleicht auf Dauer verschwindet, wollte keiner von ihnen. Bestimmt zwanzig Mal hätten sie sich getroffen, bis der finale Plan für eine Sanierung und Übernahme des Bads stand. „Wir sind alle zu gleichen Teilen beteiligt“, erklärt Meser.
Anfang Januar 2018 war die Übernahme perfekt und das Büro des jungen Geschäftsführers leer. „Es gab nix, keine Dienstpläne und auch keine Buchhaltungssoftware“. Was aber da war: Etwa 45 engagierte Mitarbeiter, die improvisieren konnten, und die anderen Gesellschafter.
Und die hielten zusammen: Frank Baum organisierte für die ersten Tage Unterstützung über die Personalabteilung der Car Akustik. Bei Finanzfragen konnte sich Julian Meser an den ehemaligen Banker Friedhelm Walter wenden. Und bei allem was bauliche Fragen betrifft, ist Tobias Wessel der Experte. Einmal im Quartal kommen alle Gesellschafter zusammen, um sich über den aktuellen Stand auszutauschen und neue Pläne zu besiegeln.
Sauna wird 2020 erweitert
Etwa 1 Mio. Euro hatten die Gesellschafter zunächst veranschlagt, um den Sanierungsstau in der 1991 eröffneten Therme im ehemaligen Kurort aufzulösen. Vor allem Technik musste erneuert werden: Filter, Pumpen, Schaltschränke – die besonders schwefelhaltige Sole setzt den Geräten auch im besonderen Maße zu. Auch das Dach wurde erneuert und einige Fliesen ausgebessert. „Das einzige Problem war, dass die Besucher kaum etwas Neues entdecken konnten.“ Das ändert sich im nächsten Jahr, wenn die Saunalandschaft saniert und erweitert wird. „Unser Ziel ist, dass wir den Besuchern dann jedes Jahr etwas Neues bieten“, erklärt der Geschäftsführer.
Das Konzept der Gesellschafter fußt darauf, den Einzugsbereich der Therme wieder zu erweitern. Heute schon kommen die Besucher aus einem Umkreis von bis zu 75 Kilometern nach Salzhemmendorf. Vom Steinhuder Meer über Hannover und Celle im Norden, bis nach Braunschweig, Wolfsburg und Salzgitter reiche das Gebiet im Norden und Osten. „Wir wollen jetzt auch Menschen aus dem südlichen Niedersachsen verstärkt ansprechen“, sagt Meser. Bei einem Aufenthalt von im Schnitt vier Stunden in der Therme würden die Kunden eine längere Anfahrt durchaus in Kauf nehmen.
Es scheint, als würden die Pläne aufgehen. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2018 legten die Besucherzahlen der Therme in den ersten Monaten dieses Jahres um mehr als 10 Prozent zu. Noch mehr Zuspruch erhoffen sich die zwei Geschäftsführer von ihrer jüngsten Idee: „Wir wollen unseren Gästen Zeit schenken, indem wir zum Beispiel ihr Auto waschen und reinigen oder auch den Reifenwechsel erledigen, während sie bei uns entspannen“, erklärt Meser. Und wer will, könne bald auch per Tablet im Bad seinen Einkauf erledigen. Ein örtlicher Kaufmann würde die Sachen anliefern und auf Wunsch auch bereits im Kofferraum des eigenen Wagens bereitlegen.
Solche Zeitersparnisse würden von der Kernzielgruppe der Therme im Alter von „50 plus“ sehr geschätzt, sagt der Geschäftsführer. Und er weiß, zusammen mit den anderen können sie in Salzhemmendorf noch viel erreichen.