Es wird konkret: Der neue Mobilfunkstandard 5G gewinnt klare Konturen. Die Lizenzen für öffentliche Netze wurden letztes Jahr versteigert. Doch davon unabhängig sind die so genannten Campus-Netze, die Unternehmen neue Möglichkeiten bieten. Und die Deutsche Messe ist mittendrin: Das zeigte eine Veranstaltung des Industrie-Clubs Hannover.

Der neue Mobilfunkstandard 5G – nur ein Hype oder unverzichtbare Schlüsseltechnologie? Die Veranstaltung des Industrie-Clubs Hannover Anfang Februar bot eine überraschend differenzierte Antwort. Ja, derzeit gibt es einen Hype um den neuen Mobilfunkstandard. Aber nicht im Sinne einer Blase, die irgendwann platzt und das Thema erledigt. Hype um 5G: Das bedeutet, dass darüber derzeit sehr intensiv und vielstimmig gesprochen wird. Allerdings manchmal offenbar noch etwas wolkig.

Um das zu ändern, hatte der Industrie-Club im Februar eine Dreieinigkeit aus Vordenker, Anbieter und Anwender auf die Bühne gebracht: Mit Professor Hans Dieter Schotten als Netzexperte des Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz. Mit Thomas Hainzel, der bei Nokia im deutschsprachigen Raum die großen Unternehmenskunden betreut. Und mit Marcus Eibach, der bei der Deutschen Messe AG unter anderem für den Aufbau des 5G-Netzes verantwortlich ist. Die drei machten, dem Thema durchaus angemessen, das 3. Zukunftsforum Industrie auf dem Messegelände weniger zu einer Vortrags- als zu einer Informationsveranstaltung: Druckbetankung in Sachen 5G in gut zwei Stunden und damit länger als geplant. Was ebenfalls dem Thema angemessen war.

Denn Netzexperte Hans Dieter Schotten hatte bereits im vergangenen September in Hannover 5G als vielleicht wichtigste Schlüsselindustrie der Digitalisierung bezeichnet. Und damit als unverzichtbar? Wie gesagt, fiel die Expertenantwort ziemlich differenziert aus. Die Möglichkeiten sind gewaltig, aber vieles hängt davon ab, was man ganz konkret damit machen will. Aber wenn eines aus Schottens Sicht unverzichtbar ist, dann das: sich mit dem neuen Standard auseinanderzusetzen und die Entwicklung zu beobachten. Daran, so eine seiner Botschaften, kommt niemand vorbei.

Informationsbasis zum neuen Mobilfunkstandard

Der auch international in für den Mobilfunk zuständigen Institutionen eingebundene Schotten sorgte bei den Mitgliedern des Industrie-Clubs für die Informationsgrundlage, um das Thema 5G zu erden und in gewisser Weise zu entmystifizieren. Wesentliche Begriffe in groben Zügen: Die 5. Generation des Mobilfunks hat ihre Ursprünge 2012 und damit fast zeitgleich mit der Entstehung des Begriffs Industrie 4.0. Kern ist die Möglichkeit, große Datenmengen nahezu in Echtzeit und zuverlässig zu übertragen: Die Verzögerungen – im Experten-Jargon: Latenz – liegen im Millisekundenbereich. Im 5G-Frequenzspektrum wurde in Deutschland ein Bereich reserviert, der nicht für öffentliche Netze, sondern für sogenannte Campus-Netze vorgesehen ist. Damit können Unternehmen beispielsweise über ihr Firmengelände eine 5G-Infrastruktur spannen. Die Deutsche Messe AG ist gerade dabei, das für das hannoversche Messegelände zu tun.

Campus-Netze sind dabei keineswegs untrennbar mit 5G verbunden. Thomas Heinzel erläuterte beispielsweise, dass Nokia im Werk in Oulu 5G-Antennen herstellt, dort bereits ein 4G-Campusnetz betreibt, das aber nach und nach auf den neuen Standard gebracht wird.

5G-Dreieck: Automatisierung – Vernetzung – Intelligenz

Auch Künstliche Intelligenz hat zunächst einmal nichts mit dem neuen Mobilfunkstandard zu tun. Beide Bereiche entwickeln sich getrennt, aber Schotten wies auf die riesigen Möglichkeiten hin, die in der Kombination von KI und 5G stecken. Er sprach von einem 5G-Dreieck, bestehend aus den Eckpunkten Automatisierung, Vernetzung und Intelligenz. Ganz vereinfacht gesagt: Maschinen und Geräte werden untereinander verbunden, arbeiten selbstständig zusammen, wobei das Ganze ständig kontrolliert wird – in letzter Instanz vom Menschen. Die kabellose Verbindung über 5G bezeichnete Schotten dabei als bestverfügbare Technik für das Rückgrat dieser Entwicklung, die so etwas wie die zweite Welle der Digitalisierung sei: Die ist, so der Experte, nicht mehr nur gekennzeichnet durch das Erfassen oder Austauschen von Daten. Jetzt geht es darum, die Daten zu verstehen, zu veredeln, aktiv zu nutzen – und zu monetarisieren, also Geld damit zu verdienen, erläuterte Schotten, der auch schon die sechste Mobilfunk-Generation vor Augen hat: 6G könnte 2030, vielleicht 2032 kommen, sagte der Experte.

Wie kommt man zu einem 5G-Netz? Das lesen Sie im zweiten Teil der Berichts über die Veranstaltung im Industrie-Club.

 

 

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