Rund 2000 niedersächsische Ausbildungsunternehmen haben sich vom 15. bis 19. Juni an der bundesweiten Ausbildungsumfrage der Industrie- und Handelskammern beteiligt, davon 438 aus dem Bereich der IHK Hannover. Sie gaben mit ihren Antworten vor dem Hintergrund der Corona-Krise einen Einblick, wie sich das Ausbildungsplatzangebot verändern wird, wie sie die betriebliche Ausbildung derzeit organisieren, vor welchen Herausforderungen sie stehen und welche Wünsche sie für die Zukunft haben.

 

Wie planen Sie das Ausbildungsplatzangebot 2020?
Die Unternehmen planen das betriebliche Ausbildungsplatzangebot in diesem Jahr niedriger als im Vorjahr. Sie haben zwei Mal ihre Planungen angepasst: Ursprünglich wurden niedersachsenweit knapp 14 Prozent weniger Ausbildungsplätze für 2020 als im Vorjahr geplant (IHK Hannover: – 13 %). Damit reagieren die Betriebe unter anderem auf die sinkende Anzahl potenzieller Auszubildender. Die Zahl der Haupt- und Realschulabsolventen ist stetig rückläufig und in diesem Jahr fehlt infolge des Wechsels von G8 zu G9 der halbe Abiturjahrgang als Ausbildungsbewerber.
Im Zuge der Corona-Krise und der damit gestiegenen wirtschaftlichen Unsicherheiten haben die Betriebe ihre Planungen dann nochmals verändert. Im Vergleich zum Vorjahr werden 2020 niedersachsenweit rund 23 Prozent weniger Plätze für die duale Ausbildung geplant (IHK Hannover: – 19 %).

 

Wie wählen Sie derzeit potenzielle Auszubildende aus?
Die Umfrage zeigt, dass den Ausbildungsbetrieben auch in Zeiten der Pandemie das persönliche Kennenlernen der Auszubildenden überaus wichtig bleibt. Sechs von zehn Unternehmen führen wieder persönliche Bewerbungsgespräche durch, um passende Kandidaten für ihr Unternehmen auszuwählen. 14 Prozent der niedersächsischen Unternehmen haben angegeben, aktuell gar keine Bewerbungsgespräche durchzuführen. 19 Prozent der Unternehmen führen Video bzw. Telefoninterviews durch.

 

Was wünschen Sie sich von den Berufsschulen im Rahmen des Digitalpakts?
Die Unternehmen erwarten, dass Unterricht trotz Einschränkungen weitestgehend stattfindet. Sie wünschen sich von den Berufsschulen im Rahmen des Digitalpakts vor allem Lernplattformen und Blended-Learning-Angebote für ihre Auszubildenden.

 

Wie wirkt sich die aktuelle Situation auf den Ausbildungsalltag aus?
Gut drei Viertel der Unternehmen gaben an, dass die Ausbildung im Betrieb weitgehend normal weiterläuft. Ein Drittel der befragten Unternehmen nutzt gelegentlich Konzepte wie mobiles Arbeiten oder Homeoffice. Erfreulich: In den befragten Unternehmen wurde keinem Azubi gekündigt.

 

Wie begründen die Unternehmen eine Nicht-Übernahme?
Die Umfrage zeigt, dass die betriebliche Ausbildung einen hohen Stellenwert für die Unternehmen hat und sie auch in Krisenzeiten ihre ausgebildeten Fachkräfte einstellen wollen: 60 Prozent der niedersächsischen Betriebe werden in diesem Jahr alle Ausbildungsabsolventen übernehmen. Es zeigt sich, dass die Übernahmequote trotz der schwer einschätzbaren wirtschaftlichen Lage gleichauf mit den Angaben von 2016 ist: ein positives Zeichen. Die Folgefrage lautete: Wie begründen die Unternehmen ihre Nicht-Übernahme? Jedes fünfte Unternehmen argumentiert die Entscheidung, nicht alle Absolventen zu übernehmen, mit der gegenwärtig schwer einschätzbaren Entwicklung.

 

Das könnte Sie auch interessieren:

Ausbildungsmarkt im Corona-Jahr

Kraftakt mit gutem Ende

Wie viele Azubis 2020?

 

Jetzt Artikel teilen!