Krisengespräch im niedersächsischen Wirtschaftsministerium: Bernd Althusmann tauschte sich mit Spitzenvertretern von Unternehmen des Energiesektors aus über die Versorgungssicherheit insbesondere beim Gas.

 

Niedersachsens Wirtschaftsminister sprach im Anschluss an das Gespräch mit den Energieunternehmen von einer sehr schwierigen Situation, umso mehr, wenn russische Lieferungen komplett wegfallen würden. Der Gasnotfallplan sehe bei Engpässen zunächst Einschränkungen für Unternehmen und erst dann für private Haushalte vor. Bis zu diesem Winter allerdings geht der Wirtschaftsminister nach dem Krisengespräch davon aus, dass die Versorgung gesichert ist: Die Speicher seien aktuell zu 25 Prozent gefüllt.

Beim Ziel, Deutschlands Abhängigkeit von russischem Gas zu verringern oder ganz zu vermeiden, sieht Althusmann Niedersachsen in einer Schlüsselrolle. Von den gut fünf Milliarden Kubikmetern Gas, die in Deutschland pro Jahr gefördert werden, kommen rund 95 Prozent aus Niedersachsen, erklärte Jens-Christian Senger, Geschäftsführer bei Exxon Mobil und einer der Teilnehmer des Gesprächs. Die deutsche Gasförderung entspricht aber lediglich gut fünf Prozent des jährlichen Bedarfs und lässt sich auch nur bedingt steigern. Rund 1 Milliarde Kubikmeter zusätzlich seien mittelfristig zu erwarten, so Althusmann. Dazu müsste aber die notwendigen Voraussetzungen geschaffen werden, etwa durch schnellere Genehmigungsverfahren. Insgesamt verfügt Niedersachsen über Erdgasvorkommen von rund 42 Milliarden Kubikmeter. Auch eine mögliche Gasförderung vor Borkum wurde von Althusmann wieder ins Gespräch gebracht.

Der Gasimport aus Norwegen und den Niederlanden lasse sich nur bedingt erhöhen, so der Wirtschaftsminister. Das gilt ebenso für den Import von Flüssiggas (LNG). Zwei der möglichen Standorte für die beiden aktuell in Deutschland geplanten Terminals, Wilhelmshaven und Stade, liegen in Niedersachen. Langfristig soll dort auch für Wasserstoff ankommen. Die 26 europäischen LNG-Terminals arbeiteten bereits jetzt „an der Kante“, sagte der Wirtschaftsminister. Althusmann forderte eine Task Force Energieversorgungssicherheit und ein deutsches Energiesicherheitskonzept, das in ein europäisches eingebettet sei.

Konsequenz der aktuellen Lage ist auch: Die Gasspeicher müssen in den kommenden Monaten zu Höchstpreisen aufgefüllt werden. Wie sich die Preise dann im Winter entwickeln, ist offen – mit entsprechenden Risiken für die Gasunternehmen.

Aktuell erwartet Althusmann, dass die wirtschaftlichen Folgen des Kriegs härter ausfallen als die durch Corona verursachten. Neben der Energieversorgung geht es beispielsweise um unterbrochene Lieferketten. Davon ist aktuell die bereits die Automobilindustrie betroffen.

Aktualisiert am 14. März 2022.

 

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