Die Nord/LB kommt bei ihrem Transformationsprozess offenbar schneller voran als geplant. Eine Wegmarke ist die Rückkehr in die Gewinnzone, die der neue Vorstandschef Jörg Frischholz Ende März in Hannover verkündete.
 

Durchstarten: Bei der Norddeutschen Landesbank scheint dieser Begriff tatsächlich mal zu passen. Nach dem steilen und turbulenten Sinkflug der vergangenen Jahre hat die Bank Stabilität zurückgewonnen und setzt sich auf dieser Grundlage auch wieder Wachstumsziele. In den Bilanzzahlen, die Ende März in Hannover vorgestellt wurden, liest sich das so: Die Nord/LB ist 2021 in die Gewinnzone zurückgekehrt, mit 16 Mio. Euro vor und 19 Mio. Euro nach Steuern. Im Jahr davor hatte nur ein Steuereffekt für teilweise schwarze Zahlen gesorgt, und das letzte Gewinnjahr war bislang 2017. Wichtig ist Jörg Frischholz, seit Jahresbeginn als Nord/LB-Chef im Amt, der Hinweis auf die aktuelle Kapitalquote von 15,5 Prozent, in der sich die Widerstandsfähigkeit der Bank zeigt. 2018 hatte sie noch bei 6,8 Prozent gelegen.

Der neue Nord/LB-Chef Jörg Frischholz.

Zwei weitere Zahlen: Die Quote fauler Kredite, die vor fünf Jahren  5,5 Prozent erreichte, liegt laut Nord/LB jetzt knapp unter 1 Prozent. Und die Schiffskredite, unter deren Last die Bank Schlagseite bekam, umfassen mit rund 700 Mio. Euro nur noch ein Bruchteil früherer Jahre und sind besichert, aber eben nicht notleidend: Hier seien die Altlasten abgebaut, so Frischholz.

Bei der Transformation schneller vorangekommen

Nach den Worten von Finanzvorstand Olof Seidel ist die Bank bei ihrem Transformationsprozess schneller vorangekommen als ursprünglich geplant und liege damit vor den Zielen. Das unter dem Bezeichnung Nord/LB 2024 laufende Programm werde unverändert weitergeführt, bestätigt Vorstandschef Frischholz. Dazu gehört unter anderem die Verkleinerung der Bank. Die Bilanzsumme sei auch 2021 planmäßig weiter verringert worden, auf jetzt 114,7 Mrd. Euro. Ende 2020 waren es knapp über 126 Mrd. Euro. Noch deutlicher wird die Entwicklung im Zehnjahresvergleich: Die Bilanzsumme sank um 113 Mrd. Euro, die Nord/LB hat sich in diesem Zeitraum also etwa halbiert.

Rückläufig ist auch die Zahl der Beschäftigten. Sie lag Ende vergangenen Jahres bei unter 4400 und war damit um 300 niedriger als zwölf Monate zuvor. Bis Ende 2023 soll sich die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf etwa 3000 einpendeln. Das liegt am oberen Rand der ursprünglich geplanten Größe. Laut Olof Seidel orientiert sich Bank aber in erster Linie an den Kosten, nicht an der Beschäftigtenzahl: Der Verwaltungsaufwand sank im vergangenen Jahr weiter, um rund 17 Mio. Euro auf 917 Mio. Euro. Für die Transformation wendet die Nord/LB jährlich 80 Mio. bis 90 Mio. Euro auf. Das soll auch im kommenden Jahr so bleiben.

Bilanzsummenrestriktion gegen Wachstumsambition?

Auf der Basis der zurückgewonnenen Stabilität und Widerstandsfähigkeit will die Bank in ausgewählten Geschäftsbereichen jetzt auch wieder wachsen, dabei aber insgesamt auch weiterhin schrumpfen. Für Jörg Frischholz kein Widerspruch, also kein Konflikt zwischen „Bilanzsummenrestriktion und Wachstumsambition“, wie er spontan und flüssig formulierte.

Besondere Bedeutung legt der Vorstandschef auf die Bereiche Energie sowie Immobilien. Die Nord/LB sieht sich als einer der führenden Finanzierer im Bereich erneuerbarer Energien mit inzwischen jahrzehntelanger Erfahrung. Beim Immobiliengeschäft verwies Frischholz auf die Integration der Deutschen Hypo in die Nord/LB, die Mitte 2021 vollzogen wurde und als Marke bestehen bleibt. Ebenso wie die Mittelstandsfinanzierung haben diese Bereiche im vergangenen Jahr jeweils Vorsteuerergebnisse über 100 Mio. Euro abgeliefert. Im Segment Flugzeugfinanzierungen, das – mit Energie und Infrastruktur – im Geschäftsbereich Spezialfinanzierung zusammengefasst ist, verbuchte die Nord/LB ein Minus von knapp 100 Mio. Euro. Rote Zahlen mit minus 14 Mio. Euro, aber besser als erwartet auch im Bereich Privat- und Geschäftskunden. Hier ist innerhalb der Nord/LB die Braunschweigische Landessparkasse (BLSK) angesiedelt, die von den betroffenen Kommunen gerne als selbstständiges Institut gesehen würde. Vorstandschef Frischholz machte in Hannover deutlich, dass die BLSK für ihn wesentlicher Teil des Geschäftsmodells der Nord/LB ist. Die Entscheidung über ihre Zukunft liege aber bei den Trägern der Bank.

Positiver Ausblick unter dem Vorbehalt des Krieges

Für das laufende Jahr ist Frischholz grundsätzlich zuversichtlich, weist aber auf die Unwägbarkeiten wegen des Krieges in der Ukraine hin. Die Nord/LB ist geschäftlich selbst nicht unmittelbar betroffen, auch nicht durch in Russland befindliche Flugzeuge von Kunden. Derzeit analysiere man die weiteren Risiken. Nach einem positiven Start ins laufende Jahr geht man bei der Nord/LB zunächst von einem Zuwachs beim Neugeschäft und einem Geschäftsergebnis aus, das über dem Niveau dieses Jahres liegt.

www.nordlb.de

 

 

 

 

 

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