„Wir werden nicht mehr in den früheren Zustand zurückkehren. Mit dem russischen Angriff auf die Ukraine und die Folgen des Kriegs gibt es keine politische und kommerzielle Basis mehr für Gaslieferungen aus Russland“, erklärte Dr. Ludwig Möhring, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Erdgas, Erdöl und Geoenergie (BVEG) bei der virtuellen Jahrespressekonferenz des Verbands am 30. März. Um die Versorgungssicherheit Europas und Deutschlands zu sichern, müsse nun konsequent gehandelt werden. Durch den massiven Ausbau von LNG-Importmengen und die Maximierung der europäischen Eigenproduktion könne dies aber gelingen. Die Bundesregierung habe hier bereits richtige Schritte unternommen. Aber es müssten alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um die Versorgung zu sichern. „Solange in Deutschland Erdgas und Erdöl genutzt werden, brauchen wir auch die heimische Förderung“, sagte Möhring, der auf die Vorteile der Förderung in Deutschland verwies, etwa die bessere CO2-Bilanz hierzulande geförderten Gases verwies.

In Deutschland wurden 2021 rund 5,2 Milliarden Kubikmeter Erdgas und rund 1,8 Millionen Tonnen Erdöl unter Einhaltung hoher Sicherheits- und Umweltschutzstandards gefördert. „Unser Ziel ist es, die Produktion auf dem aktuellen Niveau zu halten und bestenfalls sogar leicht auszubauen. Dieser Wert an Versorgungssicherheit muss erkannt und gehoben werden“, betont Möhring, auch wenn der Anteil deutscher Förderung am Gesamtbedarf von rund 90 Milliarden Kubikmeter Erdgas nur sehr gering sei. Der Verband appellierte an die Politik und die Fachbehörden – von der Bundesregierung bis zu den betroffenen Bundesländern – sich mit der Förderindustrie zusammenzusetzen, um mögliche Optionen für zusätzliche Erdgas- und Erdölkapazitäten auszuloten. Zuletzt sei es für die Förderindustrie bereits nicht mehr attraktiv gewesen, mögliche neue Erdgaslagerstätten hierzulande zu erkunden.

Hoffnungen durch Energieeinsparungen oder einen zügigen Umstieg privater Haushalte auf Wärmepumpen eine signifikante Verringerung des Gasbedarfs zu erreichen, erteilte Möhring anhand von Daten eine Absage. So sei die Hebelwirkung begrenzt, wenn wie zuletzt, mit den vorhandenen Kapazitäten im Handwerk rund eine Million Heizungen innerhalb eines Jahres ausgetauscht werden. Auch der Verzicht Gas zur Stromerzeugung einzusetzen und auf Kohle umzusteigen, verspricht keine großen Sprünge. Der Anteil des Erdgases, das zur Stromerzeugung genutzt wird, beläuft sich auf rund 14 Prozent des Gesamtbedarfs. „Wie werden Gas auch weiterhin in den nächsten Jahren für die Transformation der Wirtschaft benötigen.“

Die Idee, einen Nationalen Energierat einzurichten, begrüßt der Hauptgeschäftsführer des BVEG, insbesondere dann, wenn es gelingt dort konventionell und erneuerbar ausgerichtete Industrieunternehmen an einen Tisch zu bringen. „Wer Beiträge und Ideen für die Versorgungssicherheit hat, sollte dort mitarbeiten“, so Möhring

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