In Hannover reicht die Geschichte der E-Mobilität bereits über 100 Jahre zurück: Ein kurzer Überblick über Typen und Tüftler und die Entwicklungskraft eines Konzerns.

Er rollt. Seit Mitte November wird der ID. Buzz ausgeliefert. In welcher Galaxis VW den neuen vollelektrischen Transporter ansiedelt, wurde schon beim Verkaufsstart im Mai deutlich: Das Starwars-Universum bildete den Werberahmen für das neue Auto in der Bulli-Tradition.

Tatsächlich: Der ID. Buzz hebt aber auch Hannover als Standort für E-Mobilität in eine neue Dimension. Die Landeshauptstadt ist Sitz von VW Nutzfahrzeuge. Hier und an den weiteren Standorten in Polen und Argentinien bauen 24.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Baureihen Transporter, den Neuen Multivan, Caddy, Crafter sowie Amarok und seit Mai dieses Jahres den ID. Buzz. VWN ist im Volkswagen Konzern zudem die Leitmarke für das autonome Fahren sowie für Mobilitätsdienstleistungen.

Die Geschichte der Elektroautos reicht aber In und um Hannover ziemlich genau 100 Jahre zurück. Die Hannoversche Waggonfabrik war ein schillerndes Unternehmen, das außer den namensgebenden Eisenbahnwagen auch Straßenbahnen sowie während des 1. Weltkriegs Flugzeuge produzierte. Ab 1921 wurde im Lindener Werk ein kleines Elektroauto in zwei Varianten

gebaut – als Transporter und als Pkw. Das grüne Cabrio war schon in Australien und gehört heute dem Historischen Museum in Hannover. Der Lieferwagen der heuten BS Energy – ursprünglich Elektrizitätswerke Braunschweig – hat bereits Jahre als Theaterrequisite hinter sich, ist aber auch wieder fahrtüchtig. Für überschaubare Einsatzgebiete entwickelt, hatten die Wagen mit der Holzkarosserie überschaubare Leistungswerte. Sie sind aber Teil der vielen E-Auto-Entwicklungen jener Jahre in aller Welt. Einige Hundert verließen möglicherweise die Werkshallen der Hawa in Linden.

Der Pkw-Bruder des Hawa-Lieferwagens.

Die Geschichte der Hannoverschen Waggonfabrik endete bereits 1933. Sie ist kurz, aber offenbar von technischem Fortschrittsgeist getrieben. Wenig ist heute noch bekannt über ein Unternehmen, das manche in den 20er Jahren für ähnlich bedeutend wie die Hanomag hielten. Beide in Linden angesiedelt, baute die Hanomag unter anderem Lokomotiven, die Hawa Waggons. Über 40.000 sollten noch vor 1930 ausgeliefert worden sein. Aber nicht nur Anhänger: 1916 kam mit Hermann Dorner einer der frühen Flugpioniere nach Hannover. Er steht für die Entwicklung der Hannover-Doppeldecker, für deren Produktion in Linden während des Ersten Weltkrieges ein Flugplatz gebaut wurde. Der sollte dann ab 1919 für die zivile Fliegerei mit Maschinen der Hawa genutzt werden. Dazu kam es nicht.

Welchen Einfluss Dorner dann auf den Vampyr hatte, das erste leistungsfähige Segelflugzeug der Luftfahrtgeschichte, müsste wohl auch noch in den Archiven nachvollzogen werden. Jedenfalls firmierte der Vampyr unter dem Werksnamen Hawa, Bau und Rekordflüge sind aber auch mit vier hannoverschen Studenten verbunden.

Weit wichtiger als die Fliegerei war für die Hannoversche Waggonfabrik aber der Bau von Straßenbahnen. Klar: Das Wissen um elektrische Antriebe war im Unternehmen vorhanden. Und die Karosserien der kleinen Elektroautos bestanden aus Sperrholz über einem Buchenholzgerüst: Das hört sich sehr nach frühem Flugzeugbau an. Bei der Leistung konnten die Hawa-Autos aber weder mit Straßenbahnen noch mit Fliegern auch nur ansatzweise mithalten. Die Leistung war gering, tatsächlich sogar nur ein Rad angetrieben.

Ein Kraftprotz ist dagegen der VW ID. R, der mit Volkswagen Motorsport verbunden ist. Die Rennsport-Tochter des Konzern mit Sitz in Hannover gab es bis 2020. Der Elektrosportler stellte einige Rekorde auf, unter anderem bei Bergrennen.

In Wunstorf entwickelt und bei VW in Sarajewo gebaut: der Eco Carrier. Nach einem ersten Anlauf Mitte der 90er Jahren wurde dann zwischen 2006 und 2011 rund 150 Fahrzeuge von der EcoCraft Automotive auf die Räder gestellt.

Die Idee entstand schon zur Weltausstellung Expo: Der Ecocarrier, in Wunstorf entwickelt.

Teil eines weltweiten Netzwerks sind die Rennwagen der Formula Student E. Dahinter stehen Hochschulteams, die über Sponsoring finanziert werden. Aktuell bereiten sich Studierende des bereits seit 2007 bestehenden Horsepower-Teams der Uni Hannover und das Team Blue Flash der HAWK in Göttingen auf die neue Saison vor, die Bilder zeigen entsprechend Autos der Vorjahre.

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