Der Aufzughersteller Kone will seine rund 2000 in Deutschland eingesetzten Fahrzeuge auf Elektroantrieb umstellen, um weniger CO2 auszustoßen und seine eigenen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Allein dieses Jahr wurden fast 300 Fahrzeuge bestellt, allerdings erst zwölf ausgeliefert.

Es sind zwar bislang erst 17 Autos mit Elektroantrieb im Fuhrpark des Aufzugherstellers Kone in Deutschland, „aber unser Plan für die nächsten Jahre ist ambitioniert“, sagt Janine Korytowsky. Denn der finnische Konzern, der von Hannover aus das Geschäft in Deutschland, Österreich und der Schweiz steuert, möchte in den nächsten Jahren einen Großteil seiner rund 2000 Fahrzeuge mit Strom fahren lassen. Ein Großteil des Fahrzeugpools wird für das Service- und Wartungsgeschäft eingesetzt. Aber darunter sind auch Autos für den Vertrieb sowie typische Dienstwagen, die der Konzern einigen Beschäftigten anbietet. Lange Lieferzeiten „Wir hätten gern dieses Jahr schon mehr E-Autos erhalten”, erklärt Korytowsky, die als Spezialistin für Qualitäts- und Nachhaltigkeitsthemen in den Märkten Deutschland, Österreich, Schweiz für Kon arbeitet.

Lieferzeiten könnten KONE-Zeitplan beeinträchtigen
Denn die langen Lieferzeiten für die meisten Batteriefahrzeuge könnten eine Herausforderung für den Zeitplan der Umstellung sein. Bis Ende des Jahres 2024 soll der Anteil elektrischer Fahrzeuge in den drei Ländern bei 30 Prozent liegen. Und dies sei nur der Anfang. Die Elektrifizierung der Fahrzeugflotte ist für den Aufzugspezialisten in Deutschland ein ganz wesentlicher Faktor um seine eigenen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. In einem sogenannten „Klimaversprechen” wurde im September 2020 verbindlich vereinbart, den CO2-Fußabdruck von Kone global stark zu reduzieren. „Für Deutschland, wo wir keine Produktion unterhalten, sind die Emissionen unserer Fahrzeuge ein ganz entscheidender Faktor. Von 14000 Tonnen CO2 entfallen 13000 auf die Flotte. Das ist für uns die größte Stellschraube.” Wie das funktionieren kann, hat Kone in den letzten zwei Jahren intensiv vorbereitet. Dabei wurde auch die Frage geklärt, ob die E-Autos mit limitierter Reichweite überhaupt für den Einsatz bei der Montage oder Reparatur eines Aufzugs geeignet sind.

E-Autos passen zu Anforderungen der meisten Beschäftigten
“Wir haben dafür unsere Beschäftigten nach ihren typischen täglichen Einsätzen gefragt und festgestellt, dass der ganz überwiegende Teil bis zu 350 Kilometer pro Tag fährt.” Dieses Kriterium erfüllen heute die weitaus meisten Elektroautos, und die maximalen Reichweiten von Premiummodellen liegen inzwischen sogar im Bereich von 600 Kilometern und mehr. Kone hat sich unter anderem für Modelle aus dem Volkswagen-Konzern mit 400 Kilometern Reichweite entschieden, die allerdings heute eine Lieferzeit von 15 bis 18 Monaten haben. Das Unternehmen hat allein in Deutschland in diesem Jahr 277 Bestellungen ausgelöst. „Mit dem Skoda Enyaq haben wir unseren Beschäftigten ein attraktives Dienstfahrzeug angeboten, das die meisten gewählt haben”, berichtet Korytowsky.

Janine Korytowsky, Spezialistin für Qualität und Umwelt bei Kone. Foto: KONE

Diejenigen Beschäftigte, die bislang vielleicht noch Vorbehalte hatten, würden den E-Modellen inzwischen offener gegenübertreten. Wenn es noch Hindernisse gibt, dann haben sie oft mit dem Laden zu tun. Denn bei den Beschäftigten zu Hause ist es nicht immer möglich, öffentliche Stationen sind rar oder belegt und beim Arbeitgeber Strom tanken, ist noch nicht überall möglich. Aber der Konzern arbeitet daran mit Hochdruck. Das Projektteam hat, als es darum ging, die Zentrale in Hannover mit Ladepunkten auszustatten, auch selbst erfahren, wie aufwändig das sein kann. „Wir mussten zunächst einmal den Vermieter überzeugen, da wir überall in Deutschland nur Mieter sind”. Danach folgen Gespräche mit Behörden und Energieversorgern. Und es werden Nachweise und Unterlagen angefordert. „In Hannover sollten wir zum Beispiel die Kampfmittelfreiheit nachweisen, um auf dem Parkplatz Ladepunkte zu errichten.” Das alles koste Zeit und Nerven. „Für uns sind diese ganzen Verfahren auch nicht alltäglich. Es gibt keine Erfahrungen.“

Ladepunkte: Große Unterschiede zwischen deutschen Städten
Und es gibt auch große Unterschiede zwischen deutschen Städten, hat Kone festgestellt. In Hannover gibt es nun seit Sommer acht Ladepunkte. Auch wenn Beschäftigte regelmäßig an öffentlichen Stationen ihre dienstlichen E-Fahrzeuge laden, gibt es mitunter noch offene Fragen. „Man kann ja meist nicht die ganze Nacht an einer öffentlichen Station stehen. Und wie geht man damit um, wenn während des Tages nachgeladen werden muss? Ist das eine Pause oder Arbeitszeit?” Das sind alles Fragen, bei denen Kone noch an einer Klärung arbeitet. „Aber wir sind mit der Entwicklung insgesamt schon sehr zufrieden“, sagt Janine Korytowsky. Kone sieht sich auf gutem Weg Der Aufzughersteller hat zwar noch nicht für jeden Einsatzweck für seine Beschäftigten ein passendes elektrisches Modell gefunden. „Gerade wenn schweres Gerät oder viel Material transportiert wird, kommen wir noch an Grenzen.” Allerdings scheint hier Besserung in Sicht. „Wir testen den ID. Buzz von VW Nutzfahrzeuge in der Transportversion. Wenn das gut läuft, wollen wir hier auch eine größere Bestellung auslösen”, erklärt die Nachhaltigkeitsspezialistin. Und Lieferzeiten gebe es schließlich auch bei anderen Fahrzeugen.

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