Continental ist 2023 den mittelfristigen Zielen einen ganzen Schritt näher gekommen. Sagte Konzern-Chef Nikolai Setzer in Hannover. Vor allem verbessert sich im Bereich Automotive die Ertragslage. Man sei auf gutem Weg, aber noch nicht am Ziel, so die Botschaft. Und Setzer brachte noch eine weitere Botschaft mit zur Bilanzpressekonferenz: Für Vielfalt, gegen Ausgrenzung und einfache Lösungen.

Nach 41,4 Mrd. Euro im vergangenen Jahr will Continental 2024 den Umsatz im laufenden Jahr weiter erhöhen: Konzern-Chef Nikolai Setzer erwartet bis 44 Mrd. Euro. Bei der Bilanzpressekonferenz des Technologieunternehmens im März in Hannover konnte Setzer insbesondere verbesserte Ertragszahlen vorweisen: Das bereinigte operative Ergebnis stieg um mehr als 31 Prozent auf 2,5 Mrd. Euro. Das Nettoergebnis sprang auf 1,2 Mrd. Euro: Nach den 67 Mio. Euro des Vorjahres nannte das Finanzchefin Katja Carcia Vila „erfreulich“.

Continental-Chef Nikolai Setzer.

Besonders die schwarzen Zahlen im Bereich Automotive dürften der Continental-Spitze gefallen. Im Geschäft mit Systemen für unter anderem für Brems- und Fahrwerkskontrolle, für Sicherheit, autonomes Fahren oder Anzeige- und Bedienelemente setzte Continental nicht nur mit 20,3 Mrd. Euro knapp 11 Prozent mehr um: Vor allem stieg 2023 die EBIT-Marge auf 1,9 Prozent. Im Jahr zuvor war sie mit minus 0,3 Prozent noch negativ gewesen. In der Folge hatte der Konzern viel Arbeit in diesen Bereich gesteckt, um die Effizienz zu erhöhen. Das zahlt sich offenbar. Außerdem haben eine bessere Materialversorgung, hohe Kostendisziplin und weniger Sonderbelastungen zu dieser Verbesserung geführt.

Seit Herbst mit anderem Nachnamen, aber unverändert Continental Finanzvorständin: Katja Carcia Vila.

Im zweitgrößten Unternehmensbereich Reifen blieb der Continental-Umsatz mit 14 Mrd. Euro in etwa auf Vorjahresniveau. In diesem ohnehin ertragsstärksten Bereich steigt die EBIT-Marge 2023 leicht auf 13,5 Prozent. Grund für die Verbesserung sei der weiterhin hohe Anteil an Premiumreifen sowie ein starken Jahresendgeschäft in Europa.

Im Unternehmensbereich ContiTech, in dem Produkte und Lösungen für unterschiedlichste Anwendungen hergestellt werden, erreichte der Umsatz 6,8 Mrd. Euro und damit ein Plus von 3,7 Prozent. Die EBIT-Marge erhöhte sich im vergangenen Jahr von 4,7 auf 6,7 Prozent.

Continental-Chef Setzer zeigte sich mit dieser Aufstellung in drei Geschäftsbereiche ausdrücklich zufrieden und sieht den Konzern damit einen ganzen Schritt näher an den mittelfristigen Zielen. Man sei aber noch nicht am Ziel. Setzer erklärte, man habe ständig das Produktportfolio im Blick und werde es den aktuellen Gegebenheiten anpassen. Konkret wurde er dabei allerdings noch nicht. Klar ist aber, dass Forschung und Entwicklung im Konzern effizienter werden sollen. Dazu wolle man auch Einheiten bündeln, wovon weltweit rund 1750 Arbeitsplätze betroffen sein werden.

Im laufenden Geschäftsjahr erwartet Continental in der Tendenz eine weltweit stagnierende Produktion von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen. In diesem Umfeld und auch angesichts der weiterhin bestehenden Krisen und Herausforderungen will das größte Unternehmen im Bereich der IHK Hannover nicht nur den Umsatz möglichst ausbauen: Außerdem soll im Bereich Automotive die Ertragskraft noch einmal steigen. Angepeilt ist hier eine EBIT-Marge zwischen 3 und 4 Prozent.

Sonderbelastungen absehbar

An Sonderbelastungen kündigte das Unternehmen für dieses Jahr allein rund 500 Mio. Euro an, die notwendig werden, um Geschäftsbereiche zu verselbstständigen und den Bereich Automotive weiter auf Effizienz zu trimmen. Weitere 500 Mio. Euro sind erforderlich, um Anteile an der ContiTech zurückzuholen, die 2009 im Zuge der Wirtschafts- und Finanzkrise an den Continental Pension Trust e. V. verkauft wurden. Damit ist die Continental AG wieder 100-prozentige Eigentümerin der ContiTech AG, die mittlerweile unter ContiTech Deutschland GmbH firmiert.

Außerdem rechnet der Konzern im laufenden Geschäftsjahr mit höheren Kosten für Löhne und Gehälter in einer Größenordnung von rund 500 Mio. Euro. Weltweit arbeiten rund 200.000 Menschen für Continental, davon etwa 44.000 in Deutschland.

Für Vielfalt – gegen Ausgrenzung

Konzern-Chef Nikolai Setzer nutze die Bilanzpressekonferenz ausdrücklich für ein Statement, in dem er sich eindeutig für Vielfalt und gegen Ausgrenzung und vereinfachte Sichtweisen aussprach.

Außerdem stellte Setzer die Innovationskraft des Konzerns in den Mittelpunkt. Dazu gehören die angestammten Bereiche: Continental produziert beispielsweise den aktuell nachhaltigsten Serienreifen. Außerdem setzen die zehn volumenstärksten E-Auto-Hersteller auf Continental als Erstausstatter. Die Konzern-Chef betonte die Bedeutung der KI sowohl in den Produkten als auch in der Entwicklung. Nur ein Beispiel ist die Kooperation mit dem US-Unternehmen Aurora bei autonom fahrenden Lastwagen. Setzer wies aber auch auf den Bereich Wasserstoff hin. Hier wolle man in der gesamten Wertschöpfungskette dabei sein, unter anderem mit Hochdruckschläuchen. Auch in der Agrartechnik ist Continental unterwegs. Dabei geht es zum Beispiel um Unkrautbekämpfung: Die unerwünschten Pflanzen werden über eine KI erkannt und nachhaltig mit heißem Wasser beseitigt.

 

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