Mit 250 Ferienhäusern und mehr als 220 Wohnungen entsteht in Lembruch am Dümmer einer der größten Ferienparks Deutschlands. Seit Mitte Juni wird gebaut. In knapp einem Jahr sollen die ersten Urlauber in den Marissa Ferienpark einziehen. Hinter dem 150-Millionen-Euro-Projekt stehen dänische Investoren und die Oldenburger Döpker Bau.
Niedersachsen bekommt einen neuen Leuchtturm. Am Ufer des Dümmer Sees entsteht in den nächsten vier Jahren der Marissa Ferienpark – allein aufgrund der Dimensionen ist es ein touristisches Leuchtturmprojekt: Gebaut werden 253 Ferien- und 36 Appartementhäuser, in denen sich 223 Wohnungen befinden. Hinzu kommen ein 1600 Quadratmeter großes Wellnesshaus mit Innen- und Außenpool, ein Aktivitätscenter mit Bowlingbahn sowie Restaurants, Cafés, Einkaufsmöglichkeiten, ein Strand mit Beach Club und eine Sauna auf dem See. Rund 3000 Betten entstehen auf dem früheren Campingplatz Schoddenhof am Rand von Lembruch, einem Ort, in dem gerade einmal gut 1000 Menschen leben. Insgesamt werden 150 Mio. Euro am Dümmer investiert.
Ähnlich große Projekte sind selten in Deutschland. Denn um ein solches Vorhaben realisieren zu können, muss viel zusammen passen. Es braucht eine Idee, eine gute Lage, und vor allem mehr Unterstützer als Gegner. Dies war am Dümmer gegeben. Politik und Verwaltung begrüßten das Projekt – auf allen Ebenen von Gemeinde und Samtgemeinde bis zum Landkreis Diepholz und dem Land Niedersachsen. „Es hat keinen echten Widerstand gegen das Projekt gegeben“, sagt Erik Winther. Der Däne ist zusammen mit Ulrik Lundsfryd Geschäftsführer der Wald & Welle GmbH, die den Ferienpark entwickelt hat und baut.
Lundsfryd, langjähriger Geschäftsführer des dänischen Peugeot-Generalimporteurs K.W. Bruun, hatte das Gelände bereits im Frühjahr 2011 mit der Idee gekauft, es touristisch weiterzuentwickeln. Aufgrund seiner Erfahrungen im Baubereich stieß 2012 Erik Winther dazu. Zusammen suchten die Dänen deutschlandweit nach einem Bauunternehmen und fanden es in der Alfred Döpker GmbH & Co. KG. Für die Oldenburger, die auch in der Bremer Überseestadt bereits mehrere Objekte gebaut haben, ist es das größte Vorhaben, das es als Totalunternehmer in seiner mehr als 50-jährigen Firmengeschichte realisiert.[/vc_column_text][vc_single_image image=“4347″ img_size=“large“ add_caption=“yes“ alignment=“center“ onclick=“img_link_large“ img_link_target=“_blank“][vc_column_text]Die Ferien- und Appartementhäuser werden alle in massiver Bauweise errichtet. Sie verteilen sich auf dem 18 Hektar großen Gelände, das sich in verschiedene naturnah gestaltete Bereiche gliedert. Zur Grundausstattung der 90- bis 195-Quadratmeter großen Häuser, die im Innern skandinavisch eingerichtet sind, gehört eine Sauna. Das größte Haus für 10 Personen verfügt zudem über einen kleinen Pool. Gerade diese Häuser seien bei den Urlaubern sehr beliebt. „Sie sind im Jahr rund 40 Wochen vermietet. Und in Deutschland gibt es nur ganz wenige vergleichbare Ferienhäuser“, erklärt Winther. Mit solchen Argumenten sind die Geschäftsführer der Wald & Welle GmbH bereits seit einigen Monaten auf der Suche nach Investoren, die ein Ferienhaus oder eine Wohnung kaufen möchten, um sie dann zu vermieten. Am günstigsten zu haben, ist eine 28-Quadratmeter große Ferienwohnung für 115 000 Euro, die Preise der Ferienhäuser liegen zwischen 260 000 und 530 000 Euro. Die Dänen versprechen „eine Kapitalanlage mit Weitblick“ mit Renditen zwischen 5,5 und 8,3 Prozent, je nach Haus- oder Wohnungstyp. Vermietet werden die Häuser und Wohnungen exklusiv über den dänischen Ferienhausvermittler Novasol.
Zehn Wochen pro Jahr, davon zwei in der Hauptsaison, dürfen die Eigentümer ihre Objekte selbst nutzen. Mit dem bisherigen Interesse an den Immobilien sind die Dänen sehr zufrieden. Bis Mitte August waren bereits mehr als hundert Häuser und Wohnungen praktisch vergeben. In den nächsten Wochen will die Wald & Welle GmbH mit den Interessenten Kaufverträge abschließen. Die Nachfrage ist hoch, wie die Auslastung ist, wird sich ab Sommer nächsten Jahres zeigen. Erik Winther ist zuversichtlich: „Wir wissen, dass die Vermietung über Novasol eine hohe Auslastung bringt – auch in weniger starken touristischen Gebieten“. Er rechne allerdings mit einer etwa dreijährigen Anlaufphase. Die Urlauber würden aus einem Einzugsgebiet von etwa 2,5 Stunden Anfahrt rund um den Dümmer kommen – es reicht von Hannover bis Hamburg, Düsseldorf und sogar in die Niederlande. „Die Region ist extrem attraktiv für Kurzurlaube.“ Die typische Übernachtungsdauer in ähnlichen Ferienparks liege bei fünf Nächten. Sorgen, dass der Dümmer für alle Gäste zu klein sei, macht er sich nicht. Es gebe viele touristische Angebote in der Umgebung – und die Natur als Hauptattraktion. Auch angesichts der zeitweise auftretenden Blaualgen vermarkte man den Dümmer mehr als Freizeitgewässer, denn als Badesee. Eine lokale Erhebung habe zudem gezeigt, dass nur fünf Prozent der Gäste am See zum Baden kämen.Der Bau der Häuser hat Mitte Juni begonnen. „Unser Ziel ist, dass wir nächsten Sommer 70 Ferienhäuser in der Vermietung haben“, sagt Winter. Bis dahin soll direkt vor der Anlage noch ein neuer Strand aufgespült werden. Auch die Seesauna und der Beach Club sollen dann fertig sein. So sieht es der Vertrag vor, den das Unternehmen mit der Gemeinde geschlossen hat. „Wir haben jetzt schon so viele Reservierungen, dass für uns feststeht, dass wir alle Einrichtungen bauen werden.“ Spätestens im Jahr 2021 soll alles fertig sein. Rund 20 Mio. Euro von der Gesamtinvestition über 150 Mio. Euro entfallen auf die Infrastruktur wie etwa das Wellnesshaus, das Sport- und Actioncenter, ein Tagungszentrum, das Restaurant, das Café und die weiteren Einrichtungen. Die übrigen 130 Mio. Euro werden durch den Verkauf der Immobilien erzielt.
Auch wer nicht im Marissa Ferienpark übernachtet, wird die Angebote nutzen können. Dies war insbesondere der Gemeinde wichtig. „Wir hatten bislang nur wenige touristische Einrichtungen am See, weswegen wir die neuen Angebote für alle Gäste sehr begrüßen“, sagte Lemfördes Samtgemeindebürgermeister Rüdiger Scheibe. Der Verwaltungschef ist überzeugt davon, dass das Projekt den Dümmer als Ferienregion nachhaltig aufwertet und die gesamte Region von den Veränderungen profitieren wird. Der See sei schon immer touristisch genutzt worden, allerdings sei vieles ein wenig in die Jahre gekommen. „Der Dümmer kann das gut gebrauchen“, glaubt Scheibe, dessen Position auch der Rat folgte: Bei der Verabschiedung des Bebauungsplans Anfang Juni gab es nur zwei Gegenstimmen.[/vc_column_text][vc_single_image image=“4348″ img_size=“large“ add_caption=“yes“ alignment=“center“ onclick=“img_link_large“ img_link_target=“_blank“][vc_column_text]Die im Rat vorgebrachte Kritik bezog sich auf die Größe des Vorhabens mit der Frage, ob der Dümmer das verkraftet. Immerhin rechnen die Investoren mit 500 000 Übernachtungen in dem neuen Gebiet pro Jahr. Diese Befürchtungen teilt Bürgermeister Scheibe nicht: „Man darf auch nicht vergessen, dass der Campingplatz auch über 500 Plätze verfügte. Wenn man von einer Belegung mit vier Personen ausgeht, dann ist man nicht mehr weit von den 3000 Betten des Ferienparks entfernt.“ Dass es darüber hinaus kaum öffentliche Kritik gab, liegt sicherlich auch daran, dass aufgrund des früheren Campingplatzes Schoddenhof nur wenig in die Natur eingegriffen wird. Es gelang den Investoren sogar, das nahegelegene Landschaftsschutzgebiet um einen schmalen Streifen zu verkleinern. Allerdings habe es dabei Proteste von einigen benachbarten Anwohnern. „Es fehlten vor allem Informationen, mit denen wir die Ablehnung letztlich lösen konnten“, sagt Winther. Und natürlich erfüllt auch der Ferienpark eine Reihe von Auflagen, um alle naturschutzrechtlichen Belange zu erfüllen.
Erik Winther will nicht klagen, aber er muss schon zugeben, dass er in seiner Heimat Dänemark die Genehmigung für das Aufspülen des Sandstrandes schneller erhalten würde. „Und Dänemark ist ja auch kein Land, in dem leichtfertig in die Natur eingegriffen wird.“ Doch er ist zuversichtlich, dass auch hier bis Sommer nächsten Jahres eine gute, genehmigungsfähige Lösung gefunden wird.
Auch dann kann man noch sagen, dass es mit dem Marissa Ferienpark schnell gegangen ist. „Bei anderen Projekten dauert es auch manchmal zehn Jahre bis zur Umsetzung.“ Am Dümmer waren es nun etwa sieben Jahre zwischen dem Kauf des Grundstücks und dem Baustart.[/vc_column_text][vc_gallery type=“flexslider_slide“ interval=“0″ images=“4387,4392,4393″ img_size=“medium“ onclick=“img_link_large“ custom_links_target=“_blank“ title=“Im Innern dominiert skandinavisches Design. Die Häuser gibt es in drei verschiedenen Einrichtungsstilen.“][vc_column_text]Lesen Sie auch die weiteren Teile unseres Fokus-Themas:
Teil 1 – Von Welle bis Jurte – Tourismus in Bewegung
Teil 3 – Eine Welle für Hannover
Teil 4 – Jurten, Adrenalin und neue Ausblicke
Teil 5 – Kultur-Tourismus-Magnet