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Mit dem Ölfonds hat sich Norwegen ein Instrument für die nationale Vorsorge geschaffen. Das dort gesammelte Geld wird international investiert und steckt auch in deutschen Unternehmen. Ein Interview zum Ölfonds mit Clemens Bomsdorf, Journalist und Nordeuropakorrespondent.

[/vc_column_text][vc_column_text]Der norwegische Ölfonds soll ein Anlagevolumen von knapp 1 Bill. US-Dollar haben. Wie kommt ein mittelständisches Unternehmen aus Niedersachsen an Geld daraus?

Bomsdorf: Fangen wir doch direkt mal mit einem Mittelständler an, an dem der norwegische Ölfonds schon beteiligt ist. Er hält ein kleines Aktienpaket an der Viscom AG aus Hannover! Deren Aktien haben sich übrigens im vergangenen Jahr stark überdurchschnittlich entwickelt.

8488 Mrd. Kronen betrug das Volumen des Ölfonds am 31. Dezember 2017, das entspricht 862 Mrd. Euro oder 1034 Mrd. US-Dollar, der aktuelle Stand in Kronen kann unter www.nbim.no abgerufen werden.

Neben Viscom hält der Fonds auch an dem ein oder anderen weiteren niedersächsischen Unternehmen schon heute Anteile. Ganz vorne steht natürlich Volkswagen. Den Norwegern gehören, Stand ebenfalls 31. Dezember 2017, 1,3 Prozent des Wolfsburger Autobauers. Vom Reifenhersteller Continental aus Hannover besitzt der Ölfonds 0,8 Prozent und wer die Liste mit 9146 Unternehmen durchgeht, dürfte vermutlich noch mehr Namen aus Niedersachsen entdecken.

Zum Portfolio des Ölfonds zählen auch Mittelständler. Denn um in den Ölfonds aufgenommen zu werden, muss eine AG nicht im DAX sein oder die Größe von Continental haben, denn NBIM – das Management des Ölfonds – steckt auch Geld in so genannte Small Caps.
Wer sein Unternehmen an der Börse notiert hat, der hat wie Viscom womöglich schon Kapital vom Ölfonds bekommen. Für Mittelständler, die noch nicht gelistet sind, gibt es zwei Möglichkeiten, um norwegisches Kapital zu bekommen: an die Börse gehen oder warten. Denn weil der Fonds immer stärker wächst, hat der auch begonnen, in nichtnotierte Unternehmen zu investieren. Das ist bisher ein sehr geringer Teil des Fonds, aber um das Risiko noch breiter zu streuen und weil der Fonds nicht vor hat an anderen Unternehmen bestimmender Aktionär zu werden, könnte dieser Part ausgebaut werden und dann womöglich auch für noch nicht notierte KMU interessant werden.

Welche Aufgabe hat der Ölfonds überhaupt?
Bomsdorf: Weise norwegische Politiker haben den Ölfonds etabliert, um für die Zukunft aller Norweger vorzusorgen. So wie Privatpersonen regelmäßig ein wenig Geld zur Seite legen, macht es Norwegen mit seinen Überschüssen aus dem Geschäft mit Öl und Gas. Durch kluges Investieren an den internationalen Finanzmärkten ist daraus mittlerweile der größte Staatsfonds der Welt geworden.

Die ausgeschütteten Gewinne der staatlichen Anteile am Ölriesen Statoil, Steuern auf das Geschäft mit dem schwarzen Gold und Zahlungen aus staatlichen Direktbeteiligungen an Ölfeldern fließen in den Ölfonds, der offiziell „Globaler Pensionsfonds der Regierung“ heißt. So soll dafür gesorgt werden, dass die heimische Wirtschaft nicht überhitzt und dass auch zukünftige Generationen etwas vom norwegischen Wohlstand haben. Laufend dürfen nur Zuschüsse zum Haushalt entnommen werden. Selbst als diese im Jahr 2016 und 2017 höher waren, als die Beträge, die in den Fonds flossen, nahm dessen Volumen weiter zu – weil sich das angelegte Geld eine so gute Rendite brachte.

Nach welchen Kriterien wird das Geld investiert?
Bomsdorf: Die wesentlichen Kriterien, nach denen der Ölfonds investiert, lassen sich vereinfacht auf eine Handvoll Punkte verdichten. Der Ölfonds investiert:

  • nach einer Vermögensaufteilung gemäß gewünschter Risiko- und Renditeerwartungen,
  • weitgehend passiv, indexnah und zugleich diversifiziert,
  • unter besonderer Berücksichtigung von Schwellenländern und Aktien kleinerer Unternehmen,
  • bei strikter Kostenkontrolle, was die Rendite zusätzlich erhöht.

Vergibt der Fonds auch Risikokapital?
Bomsdorf: In ganz wenigen Ausnahmefällen engagiert sich der Fonds auch in Unternehmen, die noch nicht an der Börse notiert sind. Sie sollen dies aber vorhaben. Das Ölfondsmanagement hat darum gebeten, dass sein Mandat ausgeweitet wird und bis zu 4 Prozent des Fondsvolumens in Risikokapital fließen dürfen. Das wären Ende 2017 immerhin fast 35 Mrd. Euro gewesen.

Der Ölfonds investiert überall, nur nicht in Norwegen – warum?
Bomsdorf: Volkswirtschaften, die wie Norwegen mit Rohstofffunden reich geworden sind, riskieren damit auch arm zu werden – wenn zu viel Geld in den einen Sektor fließt und die eigene Währung gestärkt wird. Um die so genannte „Dutch Disease“ zu vermeiden und Binnennachfrage sowie Kronenkurs nicht noch weiter zu stärken, fließt das Geld nur in Finanzlagen außerhalb Norwegens.

Im letzten Jahr hat der Fonds eine Rendite von über 13 Prozent erzielt, seit seiner Auflage am 1. Januar 1998 im Schnitt 6,1 Prozent. Was können Sie über die Anlagestrategie sagen?
Privatanleger neigen noch immer dazu, Aktieninvestments für zu riskant zu halten – wohl vor allem, weil sie die ständigen Schwankungen laufend sehen können. Der Ölfonds ist ein gutes Beispiel dafür, dass mit einer guten Strategie, ausgerichtet an den oben genannten Kriterien, das Risiko verringert werden kann. So hat der Ölfonds seit Auflage 1998 im Schnitt eine höhere jährliche Rendite erzielt als der deutsche Leitindex Dax – und das bei weniger starken Schwankungen, eine Investition nach Ölfonds-Vorbild war also weniger riskant![/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_separator][vc_column_text]Clemens Bomsdorf ist freier Nordeuropakorrespondent und Autor des Buches „So werden Sie reich wie Norwegen“ über den norwegischen Ölfonds (Campus Verlag, 19,95 Euro).

Bomsdorf kommt am 16. April im Rahmen einer Norwegen-Veranstaltung in die IHK Hannover und wird dort auch über den Ölfonds berichten.[/vc_column_text][vc_single_image image=“3033″ img_size=“full“ add_caption=“yes“ alignment=“center“][/vc_column][/vc_row]

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