Warum hat Geld eine Menge mit Vertrauen, aber auch mit Kontrolle zu tun? Und wieso manche die die geplante Facebook-Währung Libra fürchten, erklärt dieser Beitrag von „Wirtschaft für Azubis“.

Und Marco Polo wunderte sich. In diesem Land wird mit Scheinen bezahlt, die aus der Rinde des Maulbeerbaumes gemacht sind? Der Venezianer bereiste in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts große Teile Asiens und stieß im China des Mongolenherrschers Kublai Khan auf Papiergeld, das dort schon viele Jahre zuvor erfunden worden war. In Europa gab es so etwas nicht.

Die Maulbeerbaumrinde wurde zwar aufwändig bearbeitet, einen Wert an sich hatte sie aber trotzdem nicht. Warum kann man dann damit bezahlen, fragte sich der an Gold- und Silbermünzen gewöhnte Polo. Antwort: Weil die Menschen darauf vertrauen, dass sie mit den Scheinen etwas kaufen können.

Einfach so ist dieses Vertrauen aber nicht entstanden. Marco Polo berichtete, dass einfach niemand wagte, das Papiergeld abzulehnen. Dafür sorgte schon der Khan, dessen Großvater Dschingis ja einen ziemlich eindeutigen Ruf hatte. Fälscher wurden hart bestraft. Und wenn die wenig haltbaren Scheine kaputt gingen, musste man nur wenig bezahlen, um die fleddrigen Lappen gegen neue einzutauschen.

Diese Art von Geld, das keinen Materialwert hat, nennt man übrigens Fiatgeld. Hat mit der Automarke nichts zu tun. Das lateinische Wort fiat lässt sich übersetzen mit „es sei“. Also: Dieses Papier sei Geld. Und wenn genug Leute das glauben, funktioniert es auch. Vertrauen ist also wichtig, wichtiger als die Frage, wer das Geld herausgibt, wie es aussieht oder ob es aus einem wertvollen Material besteht. Nach dem 2. Weltkrieg galten zum Beispiel Zigaretten in Deutschland als Zahlungsmittel.

Damit kommt man leicht zum Kryptogeld. Bitcoin zum Beispiel als bekanntestes oder das, was Facebook gerade angekündigt hat: Libra soll dieses Facebook-Geld heißen. Und Libra oder Bitcoin brauchen noch nicht einmal Scheine, sie existieren nur virtuell: Diese Nullen und Einsen seien Geld. Das reicht, wenn genügend Leute darauf vertrauen. Man muss nur glauben, dass das Geld seinen Wert behält. Zumindest so lange, bis man es ausgeben will.

Ob es, wie Euro, Dollar oder Yen, von staatlichen Stellen oder wie zu Marco Polos Zeiten vom Kaiser von China herausgegeben wird, spielt erstmal keine Rolle. Deshalb sind die Staaten entsprechend alarmiert, kritisieren die Facebook-Pläne und fürchten, die Kontrolle über ihre jeweiligen Währungen zu verlieren. Wenn Libra eingeführt würde, gäbe es ein privates Zahlungsmittel, das mehr als zweieinhalb Milliarden Facebook-Nutzer überall in der Welt verwenden könnten – ohne Wechselkurse, ohne Umrechnung. Das ist bequem, die Auswirkungen auf das weltweite Finanzsystem sind aber noch völlig unklar.

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