Corona hat den Einzelhandel voll getroffen. Und nicht weniger leiden die Schausteller. Eine Aktion in Hannover führt beide zusammen und setzt ein Zeichen für die Innenstadt.
„Die Hütte brennt“, stellte ein IHK-Vertreter bereits vor Wochen beim Handelsdialog der niedersächsischen Industrie- und Handelskammern und der Landesregierung fest. Diesen Alarmruf fasste Hendrik Schmitt, Hauptgeschäftsführer der IHK Niedersachsen, bei gleicher Gelegenheit in gesetzte Worte: „Die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie werden Handel und Geschäftsstandorte voraussichtlich noch längere Zeit beeinträchtigen und die Nachteile des stationären gegenüber dem reinen Onlinehandel weiter verstärken.“ Vor allem mit Blick auf den Herbst haben die Verbände des Handels auf Bundes- und Landesebene immer wieder vor einer Insolvenzwelle gewarnt. Für Deutschland insgesamt gingen die Schätzungen bis in den mittleren fünfstelligen Bereich, mit allen Folgen für die Innenstädte.
Auch die Schausteller gehören zu den besonders betroffenen Branchen: keine Volksfeste, also keine Einnahmen. Mit dem Lockdown begann die Suche vieler Unternehmen nach Möglichkeiten, trotzdem Karussells, Fahrgeschäfts oder Imbissstände aufstellen zu können. Hannovers Innenstadt bot in den vergangenen Wochen die Chance dazu: 38 Schaustellergeschäfte, weit verteilt an verschieden Orten in der Innenstadt. Bunte Inseln der Hoffnung auf bessere Zeiten, könnte man sagen – natürlich mit Hygienekonzept. Für die Schausteller auf jeden Fall zumindest die Chance auf Umsatz, für den Handel eine Attraktion in der Innenstadt.
Zur Eröffnung kam Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay: Er freue sich über das Angebot, Stadtverwaltung und Schaustellerverband hätten konstruktiv zusammengearbeitet, um es zu ermöglichen. Und nach den ersten Hitzetagen sei das Geschäft auch durchaus angelaufen, so Fred Hanstein, Präsident des niedersächsischen Verbandes der Schausteller und Markthändler: Trotzdem nicht ausreichend und nur ein Tropfen auf den heißen Stein, kein Volksfest und keineswegs die Umsätze eines Volksfestes. Das bestätigt auch Nina Göllinger, Pressesprecherin des Deutschen Schaustellerbundes. Und das noch in anderer Hinsicht: Zwar bieten auch Braunschweig oder Paderborn, Augsburg oder München, Dortmund oder Düren ähnliche Möglichkeiten. Trotzdem kommt nur ein Bruchteil der Schausteller zum Zuge. Aber immerhin: „Ein Signal – auch, damit man die Schausteller nicht vergisst.“ Und nach Monaten wieder etwas Bewegung in einer Branche, die zutiefst von Bewegung geprägt ist. Kevin Kratzsch, im Deutschen Schaustellerbund für Marketing zuständig, sieht noch eine andere, für die Innenstädte wichtige Botschaft: „Wir zeigen, dass auch Weihnachtsmärkte möglich sind.“ Keineswegs natürlich in gewohnter Weise, sondern auf größerer Fläche und mit Hygienekonzepten, wie sie im August in Hannovers City geprobt wurden. Denn sowohl für die Innenstädte als auch für die Schausteller wird es Zeit, dass sich was dreht.
Verkaufsoffene Sonntage: Die richtigen Argumente
Nach dem Runden Tisch Ende Juli, bei dem Landesregierung, Industrie- und Handelskammern, Verbände, Kirchen und Gewerkschaften sich über die Durchführung verkaufsoffener Sonntage unter Coronabedingungen bis Jahresende verständigten, hat das Sozialministerium einen Erlass dazu an die niedersächsischen Kommunen verschickt. In einer fünf Seiten umfassenden Anlage werden Wege skizziert, wie in der derzeitigen Situation auf Basis des niedersächsischen Ladenöffnungsgesetzes Sonntagsöffnungen ermöglicht werden können. Auf der Website der IHK Hannover sind die verschiedenen Möglichkeiten ausführlich dargestellt.
Ihre verkaufsoffenen Sonntage stehen bereits fest? Die IHK veröffentlicht die Termine im Internet, um in den wenigen verbleibenden Wochen eine Abstimmung zu erleichtern. Senden Sie Ihre Termine an: kommunikation@hannover.ihk.de
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Klaus Pohlmann
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