Vor bald genau einem halben Jahr griffen die ersten Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie Mitte März. Der harte Shutdown ist zwar in vielen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens längst überwunden, doch wirtschaftlich leiden einige Branchen, insbesondere die Veranstaltungswirtschaft, nach wie vor unter den Einschränkungen im Zuge der Pandemie. Um unter diesen besonderen Bedingungen weiter bestehen zu können, fordert die Veranstaltungswirtschaft mehr Mut, mehr Mitsprache und mehr Möglichkeiten von Verwaltung und Politik. Dies unterstrichen Unternehmer aus der Branche bei einer Veranstaltung des Dehoga am Montag, 7. September in Hannover, an der auch Hauke Jagau, Präsident der Region Hannover, und Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay teilnahmen.

Deutlich äußerten die Unternehmerinnen und Unternehmer den Wunsch mit der Politik wieder in den engeren regelmäßigen Austausch zu treten, auch um über Probleme und Ideen der Branche zu sprechen und Lösungsansätze weiterzuentwickeln. Zudem fordern viele Unternehmen eine Überarbeitung der niedersächsischen Corona-Verordnung. „Wir brauchen jetzt den ganz direkten Dialog mit der Politik. Beim Neustart im Mai habe man eng und gut mit den Ministerien zusammengearbeitet“, sagte Christian Stöver, Chef des hannoverschen Restaurants bell’Arte und beim Dehoga Teil der Fachgruppe Gastronomie. Aktuell gebe es gar keinen Austausch.

Stöver berichtete von einem Unternehmer, der Mini-Diskos für feste Gruppen von zehn Personen anbieten wollte. Er erhielt keine Genehmigung, weil die Corona-Verordnung derzeit den Betrieb von Diskos nicht gestattet. Die Branche würde sich hier mehr Offenheit, vielleicht auch Ausnahmeregelungen wünschen, da es ja auch im privaten Rahmen möglich sei, sich mit zehn Personen zu treffen. „Wir müssen Konzepte entwickeln, dass die Leute wieder zusammenkommen können“, sagte Stöver. Mit Verboten sei man noch nie weitgekommen.

Die Teilnehmer der Diskussionsrunde aus der Veranstaltungswirtschaft machten mehrmals deutlich, dass sie sich eine Perspektive wünschen. „Wir leben nun bald sechs Monate mit der Pandemie und müssen uns darauf einstellen, noch eine längere Zeit mit dem Virus zu leben“, sagte Silke Kenzler, die mit ihrer Firma Kenzler Conference Management wissenschaftliche Kongresse organisiert. Sie sehe im aktuellen Umgang der Politik mit Corona keine Tendenz. Man müsse nun positive Zeichen setzen und auch mit den Verordnungen eine Richtung vorgeben.

„Wenn man jetzt mutig agiere, könne man die Situation auch nutzen, um neues Geschäft nach Hannover zu ziehen“, sagte sie. „Meine Kunden fragen derzeit für Veranstaltungen in den Jahren 2022 bis 2025 an. Alle sind verängstigt, niemand will sich festlegen.“ Das Geschäft der ganzen nächsten Jahre stehe da aktuell auf der Kippe. Schon jetzt habe sie ihr Geschäft Mit ihrer Firma „Kenzler Conference Management“ organisiert sie wissenschaftliche Kongresse. Bis April 2021 wurden alle von ihr organisierten Termine abgesagt. „Ich habe beim Umsatz einen Komplettausfall. Aber an den Veranstaltungen hängen auch rund 20000 Übernachtungen in der Region, die es nun nicht gibt“, erklärte die Unternehmerin.

„Erst waren wir gefährlich, jetzt sind wir unwichtig“, klagte Cord Kelle, Direktor des Hotels am Stadtpark. Sein Geschäftsmodell basiere auf der Begegnung von Menschen, das gerade praktisch völlig wegbreche.

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