Auf Grundlage bisheriger Sanierungserfolge will der Talanx-Konzern bereits in diesem Jahr in die Nähe des Rekordergebnisses von 2019 zurückkehren und peilt danach den Sprung über die Milliardengrenze an. In der Corona-Krise zeigt sich der Versicherer widerstandsfähig.  

Robust: Das Wort scheint irgendwie gut zu Torsten Leue zu passen. Robust und resilient, also belastbar: So beschrieb der Talanx-Chef die Lage des Versicherungskonzerns nach dem Pandemiejahres 2020. Die Talanx musste 1,5 Mrd. Euro an Corona-Schäden verkraften müssen. Insgesamt steht unter dem Strich auch das höchste Großschadenvolumen der Unternehmensgeschichte – und das, obwohl die Schäden durch Naturkatastrophen im vergangenen Jahr nicht so hoch ausfielen wie 2019.

Ohne Corona wäre erneues Rekordergebnis drin gewesen

Herausgekommen ist ein Konzernergebnis von 673 Mio. Euro. Diese Größenordnung war schon im November im November angekündigt worden. Damit hat der hannoversche Versicherer 250 Mio. Euro weniger verdient als im Rekordjahr 2019. Aber: Ohne Corona hätte die Talanx das Rekordergebnis übertroffen, sagte Leue bei der Bilanzpressekonferenz Mitte März.

Für das laufende Jahr sieht Leue den Konzern beim Ergebnis bereits wieder auf einem Niveau wie vor Corona: Er bekräftigte die im Herbst veröffentlichte Prognose einer Bandbreite zwischen 800 Mio. und 900 Mio. Euro – wobei er die obere Grenze anstrebt. Dabei habe man, Stand Frühjahr 2021, noch Belastungen durch die Pandemie von rund 300 Mio. Euro, also etwa ein Fünftel der Vorjahresschäden. Bereits im kommenden Jahr soll beim Konzernergebnis die Milliardengrenze geknackt werden.

Betriebsschließungen: Mehr als 2500 Fälle reguliert

In mehr als 2500 Fällen zahlte die Talanx 2020 für Betriebsschließungen wegen Corona. Rund 80 Prozent der Fälle seien reguliert. Man habe dabei die Regelungen zugunsten der Kunden ausgelegt, so der Konzern. Mittlerweile werde vereinbart, dass die Versicherung greift, wenn es in Unternehmen zu Corona-Fällen und damit zu Betriebsschließungen kommt – nicht jedoch, wenn wegen Allgemeinverfügungen ein Betrieb still steht.

Torsten Leue sieht die Talanx auch künftig auf Wachstumskurs. Selbst in der Pandemie seien  die gebuchten Bruttoprämien um 4,1 Prozent auf 41,1 Mrd. Euro gestiegen. Währungskursbereinigt waren es 6,9 Prozent: Hier nannte Leue für dieses Jahr ein Plus von fünf Prozent als Ziel. „So wachsen wenige“, erklärte der Vorstandschef im März.

Fast ein Turnaround bei der Industrieversicherung

In ihrem Sanierungsprogramm kommt die Talanx offenbar voran. Das zeigt sich, so Leue, zum Beispiel in der Industrieversicherung. Lässt man die Corona-Belastungen außen vor, hat sich hier nach Konzernangaben die kombinierte Schaden-/Kostenquote auf 98,7 Prozent verbessert. „Fast ein Turnaround“, so Leue. Ziel ist es, die Quote auf 95 Prozent zu bringen. Der Geschäftsbereich Privat- und Firmenversicherung Deutschland hätte ohne Corona sein Ziel beim operativen Ergebnis von mindestens 240 Mio. Euro bereits fast 2020 und damit ein Jahr früher als geplant erreicht.

Stärkste Ertragssäule im Konzern ist aber die Rückversicherung: Die Hannover Rück, naturgemäß auch stark durch Corona belastet, steuerte 58 Prozent  zum Konzernergebnis bei. Die Erstversicherungssparten liegen damit aber etwas besser als in den Vorjahren. Der Hauptversammlung am 6. Mai wird eine Dividendenzahlung auf Vorjahreshöhe von 1,50 Euro je Aktie vorgeschlagen.

Der Talanx-Konzern gilt gemessen an den Bruttobeitragseinnahmen regelmäßig als drittgrößter Versicherer in Deutschland. Nach Wertschöpfung ist die Gruppe in der IHK-Region das zweitgrößte Unternehmen, in Niedersachsen die Nummer drei. Weltweit arbeiten mehr als 22.000 Menschen für Talanx.

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