Uwe H. Reuter übergibt Ende Mai seinen Job als VHV-Chef an seinen langjährigen Vorstandskollegen Thomas Voigt, der bislang an der Spitze der VHV Allgemeine Versicherung AG steht und das Komposit-Geschäft der Gruppe leitet.

Reuter geht nach einem Geschäftsjahr, das er nicht nur als sehr erfolgreich, sondern sogar als eines der wichtigsten des vergangenen Jahrzehnts einstuft. Er begründet das nicht nur mit einem Rekordergebnis von über 290 Mio. Euro, sondern auch mit wichtigen Weichenstellungen. Herausforderungen schon, gerade in unsicheren Zeiten, aber keine offenen Baustellen: Damit endet nach rund 20 Jahren die Ära Reuter an der Vorstandsspitze der Versicherungsgruppe.

Eine ungewöhnlich lange Zeit, wie er selbst sagt. Und die er aufteilt in eine noch von seinem Vorgänger eingeleitete Sanierungsphase, dann in die Professionalisierung des gesamten Unternehmens. Das habe, so Reuter, über eine verbesserte Profitabilität die  Stärkung der Bilanzstruktur und Investitionen in die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens ermöglicht, insbesondere bei der Digitalisierung. So weit, so abstrakt – wer nach leichter fassbaren Wegmarken sucht, findet den Zusammenschluss der VHV mit der Hannoverschen Leben zur heutigen VHV-Gruppe, den Neubau der Unternehmenszentrale in Hannover und die Gründung der VHV-Stiftung, über die Projekte in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen gefördert werden.

Der Kunstfreund Reuter war in Hannover auch Vorstandsvorsitzender des traditionsreichen, wesentlich von Unternehmen getragenen Kunstvereins Kestnergesellschaft – sein Lieblingsbild auf den Fluren der VHV ist ein von Breughel inspiriertes Gemälde der britischen Malerin Cecily Brown. Dem Erfolg einen Rahmen geben: Das gehört auch zum Führungsstil des scheidenden VHV-Vorstandschefs. Führungskräfte sollen Freiräume haben – „wie ein Bilderrahmen“ -, in denen sie sich bewegen können, so Reuter. Allerdings immer unter der Maxime des Kant‘schen Imperativs, dessen vereinfachte Fassung in etwa lautet: Behandle andere so, wo Du selbst behandelt werden willst. Mindestens ebenso wichtig ist ihm eine leistungsorientierte Unternehmenskultur, die andererseits familiäre Züge trägt, was heißt: Wer mit dem Herzen bei der VHV ist, wird auch von ihr gehalten. Ausdruck ist unter anderem die schon fast rituelle Bekanntgabe der Mitarbeitendenbeteiligung für alle Ebenen des Unternehmens gegen Ende jedes Jahres. Der dritte für Reuter wesentliche Aspekt der Unternehmensführung: Digitalisierung.

Ob die Pressekonferenz jetzt beendet sei, fragte ein Journalist am Schluss von Reuters letzter Journalistenrunde Ende Mai in Hannover. Ja, sagte Reuter, und dann, wie ein Schlusswort: „Feierabend.“

Na gut, nicht ganz. Ab Juli ist Uwe Hans Reuter Aufsichtsratsmitglied der VHV.

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