Die Unsicherheit unter Startups habe angesichts der aktuellen wirtschaftlichen und politischen Turbulenzen deutlich zugenommen. Das Startup-Geschäftsklima kühle spürbar ab, sei aber im Vergleich zum Corona-Jahr 2020 deutlich positiver und auch mit Blick auf die Gesamtwirtschaft noch wesentlich optimistischer. Zu diesen Ergebnissen kommt der 10. Deutsche Startup Monitor (DSM), den der Bundesverband Deutsche Startups e. V. und PwC Deutschland in Zusammenarbeit mit der Universität Duisburg-Essen erstellt haben. An der Umfrage haben sich knapp 2.000 deutsche Startups beteiligt.

Mit durchschnittlich 18 Beschäftigten zeigt sich das Startup-Ökosystem insgesamt robust – 9 geplante Neueinstellungen pro Startup machen zudem deutlich, dass junge Unternehmen auch unter den aktuellen Bedingungen wachsen wollen. In diesem Kontext verschärft sich auch unter Startups der Fachkräftemangel das zweite Jahr in Folge enorm und geeignetes Personal zu finden ist für mittlerweile 35 Prozent der Startups eine zentrale Herausforderung. Als Strategie gegen den Fachkräftemangel werden seitens der Startups vom Gesetzgeber attraktivere Regelungen für
Mitarbeiterbeteiligungen gefordert.

Die zentralen Ergebnisse des Deutschen Startup Monitors 2022:

Startups verbinden Nachhaltigkeit, Innovation und Wachstum
Die jüngst gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten führen in der etablierten Wirtschaft zu enormen Herausforderungen – mit der Entwicklung innovativer Technologien sind Startups in diesem Feld essenziell: 46 Prozent wollen einen gezielten Beitrag zum Umwelt- und Ressourcenschutz leisten und begreifen sich als Teil der Green Economy. Startups verbinden dabei ökologische Nachhaltigkeit und Wachstum: 61 Prozent verfolgen beide Ziele als wichtigen Teil ihrer Unternehmensstrategie und bringen so die ökologische Transformation in die Breite der Wirtschaft. Auch beim Einsatz digitaler Technologien haben Startups eine Vorreiterrolle: Für 45 Prozent spielt der Einsatz Künstlicher Intelligenz eine wichtige Rolle – womit diese weiter an Bedeutung gewinnt. Relevant sind zudem die Themen Industrie 4.0 (33 Prozent) und Internet of Things (31 Prozent).

Diversität ist Wachstumsfaktor
Auch in diesem Jahr steigt der Anteil der Gründerinnen weiter und liegt nun bei
20 Prozent. Trotz dieser positiven Entwicklung ist der Wert nach wie vor gering.
Dabei wird unter anderem das Thema Vereinbarkeit als Herausforderung sichtbar: Während unter Gründern nur 61 Prozent angeben, mit der Vereinbarkeit von Gründung und Familie zufrieden zu sein, sind es unter Gründerinnen sogar nur 51 Prozent. Mit Blick auf den zunehmenden Fachkräftemangel werden für Startups internationale Arbeitsmärkte wichtiger: Aktuell stammen bereits 28 Prozent der Beschäftigten in deutschen Startups
aus dem Ausland.

Kapitalbedarf weiter hoch – staatliche Fördermittel in Frühphase wichtig
Gute Finanzierungsbedingungen sind für das Startup-Wachstum entscheidend:
68 Prozent der Befragten haben in den kommenden 12 Monaten externen Kapitalbedarf – im Schnitt liegt dieser bei 3,1 Mio. Euro. Nach staatlichen Fördermitteln, die vor allem in der Frühphase relevant sind, bevorzugen die Gründenden dabei Finanzierungen durch Business Angels (46 Prozent), Venture Capital (44 Prozent) und strategische Investoren (43 Prozent), wobei aber gerade bei Venture Capital eine deutliche Lücke zu den realisierten Investitionen (19 Prozent) besteht. Investorinnen und Investoren liefern auch über das Kapital hinaus Mehrwerte: Ihre Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Venture Capital-Investoren (77 Prozent) und Business Angels (82 Prozent) bewertet die große Mehrheit der Gründenden positiv.

Zusammenarbeit mit der etablierten Wirtschaft im Fokus
Seit dem Corona-Jahr 2020 ist der Anteil der Startups in Kooperationsproiekten mit der etablierten Wirtschaft um knapp 9 Prozentpunkte gesunken. Da diese Zusammenarbeit große Synergien schafft, etwa bei der Digitalisierung der Industrie, sollte der Negativtrend Anstoß für neue Initiativen zur Stärkung von Kooperationen sein. Die Studienergebnisse zeigen, dass es sich lohnt: 75 Prozent bewerten die Zusammenarbeit mit etablierten Unternehmen positiv. Auch Investitionen von etablierten Unternehmen in Startups spielen eine wichtige Rolle – bisher haben 30 Prozent der VC-finanzierten Startups von Corporate Venture Capital (CVC) profitiert.

Klarer Handlungsbedarf seitens der Politik
Den wichtigsten Hebel zur Stärkung des Gründungsstandortes Deutschland sehen 90 Prozent der Startups in der Beschleunigung und Vereinfachung von Verwaltungsprozessen – gerade im internationalen Vergleich wird Aufholbedarf gesehen. 76 Prozent der Startups fordern zudem, öffentliche Auftragsvergabe für Startups zugänglicher zu machen. Für größere Startups mit mehr als 25 Mitarbeitenden rückt das Thema Mitarbeiterbeteiligung auf Platz eins der Prioritätenliste: 92 Prozent fordern bessere Rahmenbedingungen, um
Mitarbeitende am finanziellen Erfolg des Unternehmens teilhaben zu lassen.

Weitere Informationen und Download:
Deutscher Startup Monitor 2022

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