Das zweite Jahr in Folge ist der Anteil der Frauen unter deutschen Startup-Gründungen gestiegen. Doch Frauen sind im Startup-Ökosystem weiterhin unterrepräsentiert und gerade in den Bereichen Wachstum und Finanzierung zeigen sich große Herausforderungen für Gründerinnen. Dies zeigt der aktuelle Female Founders Monitor des Startup-Verbandes und der Recruiting-Plattform StepStone und rückt die Fragen in den Fokus, wie sich diese Schieflage erklären lässt und wo angesetzt werden muss, um die grundsätzlich positive Entwicklung zu verstärken.

Positive Dynamik setzt sich fort, aber Wachstum und Finanzierung als zentrale Hürden

Der Gründerinnenanteil unter deutschen Startups ist gemäß Female Founders Monitor zwischen 2020 und 2022 von 16 auf 20 Prozent gestiegen. Das spiegelt sich folglich auch in der Teamzusammensetzung wider: 37 Prozent der Startups haben mittlerweile mindestens eine Frau im Gründungsteam. Gleichzeitig zeige der langsame Anstieg die immer noch deutliche Schieflage zwischen den Geschlechtern sowie weiterhin hohe strukturelle Hürden für Frauen im Startup-Ökosystem.  Gerade beim Thema Wachstum werden Schwierigkeiten für Gründerinnen sichtbar. So haben von Frauen gegründete Startups mit durchschnittlich 7 Mitarbeitenden deutlich weniger Beschäftigte als die Männerteams mit 28. Ein Grund dafür: der Gender-Gap beim Kapital. Während die befragten weiblichen Gründungsteams im Schnitt bisher 1,1 Millionen Euro erhalten haben, liegt das Finanzierungsvolumen unter den Männer-Teams mit 9,7 Millionen Euro um das neunfache höher. Mehr als vier von fünf Frauen identifizieren dabei ein strukturelles Problem und stimmen der Aussage zu, dass Gründerinnen bei Investmententscheidungen kritischer hinterfragt werden als Gründer. Zudem sind deutlich weniger Frauen als Business Angel aktiv. Nur 6 Prozent der Gründerinnen investieren selbst in Startups, bei den Männern sind es 16 Prozent.

Vereinbarkeit als wichtiger Hebel, Netzwerke und Initiativen besonders relevant

Mit einem Durchschnittsalter von 36 Jahren fällt die Gründung häufig in die Phase der Familienplanung. Gerade Gründerinnen sind dabei durch familiäre Aufgaben oft doppelt gefordert. So sinkt bei Gründerinnen mit Kindern die wöchentliche Arbeitszeit im Schnitt um fast sechs Stunden, während sich dieser Effekt bei Gründern kaum zeigt. Das spiegelt sich auch in den politischen Forderungen wider: Vier von fünf Frauen sehen bessere Angebote zur Vereinbarkeit von Familie und Unternehmertum als zentralen Hebel zur Stärkung des Ökosystems – unter den Männern nur jeder Zweite. Zudem gründen Frauen im Vergleich zu Männern fast doppelt so häufig allein. Das ist Ausdruck fehlender Netzwerke und führt zu weiteren Herausforderungen, da Teamgründungen von zusätzlichen Ressourcen, Expertise und Kontakten profitieren. Sind diese Netzwerke aber vorhanden, hat das eine enorme Wirkung. So bewerten Frauen-Teams ihr Startup-Ökosystem mit 82 Prozent deutlich häufiger positiv als Sologründerinnen (47 Prozent). Der Wert liegt klar über dem der Männer- und Mixed-Teams, was unterstreicht, wie wichtig spezifische Netzwerke und Initiativen im Startup-Bereich für Gründerinnen sind.

Weitere Ergebnisse aus dem Female Founders Monitor 2022:

  • Mit einem Anteil von 49 Prozent sind die eigenen vier Wände für Gründerinnen der wichtigste Arbeitsort – bei Gründern dominiert immer noch das Büro.
  • Purpose spielt für Frauen-Teams eine zentrale Rolle und 61 Prozent ordnen sich dem Bereich Social Entrepreneurship zu.
  • Konsumgüter, Ernährung und Gesundheit sind die TOP-3 Branchen der von Frauen gegründeten Startups.
  • Frauen-Teams setzen auf B2C und erwirtschaften fast 50 Prozent ihrer Umsätze in diesem Segment – gegenüber nur 23 Prozent bei den Männer-Teams.
  • Frauen-Teams sind mit 68 Prozent seltener zufrieden mit ihren Business Angel- und Venture Capital-Investoren als Männer-Teams mit 82 Prozent.

Die aktuelle Analyse ist auf der Website des Bundesverbandes Deutsche Startups e.V. abrufbar:

·         Female Founders Monitor 2022

Ihr Ansprechpartner zum Thema bei der IHK Hannover, Henning Schiel, Tel. 0511/3107-413, schiel@hannover.ihk.de

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