Zusammen geht mehr: Beim Auftakt 2023 der IHK Hannover tauchte ein Motiv immer wieder auf: In Krisenzeiten und angesichts gewaltiger Aufgaben die Dinge gemeinsam anzugehen.

Eine Bestandsaufnahme hatte IHK-Präsident Gerhard Oppermann bereits im vergangenen Sommer geliefert. Krisen machen Versäumnisse deutlich wie unter einem Brennglas: zu langsam bei der Digitalisierung, dafür zu viel oder eher noch mehr Bürokratie, eine durch Abhängigkeiten dramatisch verschärfte Energiewende, bröckelnde Straßen und Schienen als Grundlage einer Mobilitätswende, Riesenaufgaben im Bildungssystem, um gegen einen Fachkräftemangel zu anzugehen, der sich längst (wie Ministerpräsident Stephan Weil im Januar beim IHK-Auftakt sagte) zu einem Arbeitskräftemangel ausgewachsen hat. Und über allem die Notwendigkeit des Klimaschutzes.

Haben Politik und Wirtschaft, hat die Gesellschaft insgesamt aus dieser Bestandsaufnahme die richtigen Schlüsse gezogen? „Hat es uns wirklich die Augen geöffnet?“ Das stellte Gerhard Oppermann beim IHK-Auftakt im Januar als Frage in den Raum, konkret: den Kuppelsaal des Hannover Congress Centrums vor über 800 Zuhörenden. Und wenn: Was tun? Um die Dinge zu einem guten Ende zu bringen.

Beim Auftakt 2023 der IHK tauchte neben allen Vorschlägen und Anregungen ein Motiv immer wieder auf: Nicht nur, was zu tun ist, sondern auch wie man die Dinge angehen kann. Nämlich: Gemeinsam.

„Es wird nur gemeinsam gehen.“ Sagte Gerhard Oppermann schon mit Blick auf eine europäische Energieversorgung – mit gemeinsamer Beschaffung, harmonisierter Produktion, zuverlässigen Netzen und angemessenen Preisen. „Alleingänge schaden, das ist meistens so und ganz sicher hier.“

Im Austausch, nicht nur beim Auftakt: IHK-Präsident Gerhard Oppermann, Ministerpräsident Stephan Weil, Wirtschaftsminister Olaf Lies, IHK-Vzepräsidentin Ariane Reinhart (v.l.).

Maike Bielfeldt, Hauptgeschäftsführerin der IHK Hannover, betonte einen besonderen niedersächsischen Aspekt: Beginnend in der Pandemie treffen sich bis heute Landesregierung und Wirtschaft zu regelmäßigem Austausch. Einen vergleichbaren Jour Fixe gebe es deutschlandweit kaum, vielleicht gar nicht außerhalb Hannovers, so Bielfeldt. Wichtig und richtig: „Nur gemeinsam lassen sich die Herausforderungen bewältigen“, sagte die Hauptgeschäftsführerin.

Dass sich die Politik in Krisen wie diesen – nach Corona ein Krieg in Europa – an diese Seite und hinter die Unternehmen stellt, machte Stephan Weil in eindringlichen Worten klar. Kämpfen um die energieintensive Grundstoffindustrie, Deindustrialisierung keine Option: Niedersachen auch künftig als Industriestandort, wenn auch – mit den Stichworten Nachhaltigkeit und Klimaschutz – unter anderen Vorzeichen. Auch dazu wird es eine gemeinsame Anstrengung brauchen.

Gemeinsam mehr Wucht: Das wurde beim Auftakt auch in einer Diskussionsrunde zum Fachkräftemangel deutlich. Professor Dr. Friedrich Esser, Chef des Bundesinstituts für Berufsbildung, forderte Offenheit für eine Weiterentwicklung der beruflichen Bildung: Jeden nach seinen Fähigkeiten abholen und weiterqualifizieren. Sein BIBB gehört zur Allianz der Chancen, die Continental-Vorständin Dr. Ariane Reinhart vorstellte, ebenso wie die Bundesagentur für Arbeit, Industrie- und Handelskammern und mehr als 50 ganz unterschiedliche Unternehmen. Zusammen wollen die Mitglieder der Allianz Möglichkeiten ausloten, Menschen passgenau zu qualifizieren. Sich gemeinsam anstrengen: So könnte man auch Reinharts Erwartung an die Politik versehen – Niedersachsen als Vorbild für den Bund, zusammenarbeiten und im Gespräch bleiben. Und Angela Papenburg, Vorständin der GP Papenburg Baugesellschaft GmbH, betonte auf den Beitrag hin, den gerade der Mittelstand leisten kann.

„In Krisenzeiten“, so IHK-Präsident Oppermann, „rücken Menschen näher zusammen und übernehmen Verantwortung füreinander.“ Er sagte das zwar mit Blick auf die Wahl zur IHK-Vollversammlung in diesem Jahr und das ehrenamtlich Engagement für die Wirtschaft. Aber angesichts der gewaltigen Aufgaben, die in den gegenwärtigen Krisen mehr als deutlich geworden sind, kann genau dieses Zusammenrücken und gemeinsames Handeln Teil einer klugen Lösung sein, die zu einem guten Ende führt. Denn das stellte Gerhard Oppermann als Leitthema über seine Worte zum Jahresbeginn: „Was du tust, tue es klug und bedenke das Ende.“

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