Hannover hatte in den 20er Jahren einiges zu bieten, wenn es um Grafik und Plakatkunst geht. Auch Künstler wie El Lissitzky oder Kurt Schwitters mischten mit. Getrieben wurde das von aufstrebenden Markenunternehmen.

Dass die Kunst sich erstmals für die Industrie interessiert, war 1923 im Wirtschaftsblatt Niedersachsen, der damaligen Handelskammer-Zeitschrift, ebenso ein Thema wie die hannoverschen Markenunternehmen als Bahnbrecher in der Werbung: Appel oder Sprengel, natürlich Bahlsen, aber ganz wesentlich: Pelikan – als Unternehmen, das herstellt, was Künstlerinnen und Künstler brauchen. Nur konsequent also, das Firmeninhaber Fritz Beindorff 1898 einen Wettbewerb für Plakatgestaltung ausschrieb. Er war einer der ersten Industriellen, der gezielt die Zusammenarbeit mit Künstlern suchte. Trotz Vorgaben zum Beispiel bei Farben wurden 550 Entwürfe eingereicht. Eine Jury aus der Kunstszene vergab die drei ausgeschriebenen Preise und beriet Pelikan beim Ankauf weiterer Entwürfe. Etwa 200 der Wettbewerbsplakate gingen auf Tour und wurden in Hannover ausgestellt, in fünf deutschen Großstädten und auch in Wien und Zürich. Weitere Wettbewerbe folgten in den Jahren 1903, 1909, 1919. Und schließlich 1923: Alle Schülerinnen und Schüler an deutschen Kunstgewerbeschule konnten sich beteiligen. Nach regionalen Vorentscheiden urteilte die in Hannover tagende Zentraljury mit Fritz Beindorff sen. und jun. und vier Fachpreisrichtern,
die dem deutschen Werkbund angehörten über eine Auswahl der insgesamt eingereichten 143 Arbeiten.

Fritz Beeger machte den Farbklecks zum lachenden Gesicht.

Wieder Plakate gesucht

Nach 100 Jahren Pause schreibt Pelikan in diesem Jahr wieder einen Plakatwettbewerb aus, für Jugendliche, Erwachsene und alle Künstlerinnen und Künstler ab zwölf Jahren. Die Einreichungsfrist läuft noch bis zum 31. August. Der neue Wettbewerb wird ausdrücklich in Anlehnung an die früheren ausgerichtet. Das gesuchte Motiv der Entwürfe: „Was verbindet dich mit der Marke Pelikan?“ Passend zum Start des Plakatwettbewerbes läuft im Tintenturm auf dem ehemaligen Pelikan Werksgelände in Hannover eine Ausstellung von Reklamekunst des Unternehmens mit Auswahl an historischen Werbeplakaten ab 1898. In diesem Rahmen werden auch Plakate des aktuelle Wettbewerbs gezeigt.

www.tintenturm.de
Mehr zum Plakatwettbewerb, den Preisen und Teilnahmebedingungen

 

Pelikan-Plakatwettbewerb 1923: Fritz Beeger machte den Farbklecks zum lachenden Gesicht, Carl Fabriz variierte den Pelikan als Markenzeichen des Unternehmens.

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