Der bundesweite Trend zeichnet sich auch in Niedersachsen ab: Schlechte Standortbedingungen können zur Produktionsverlagerung ins Ausland führen. Ergebnisse einer aktuellen Umfrage.

 

Niedersachsen verlassen? Fehlende Wettbewerbsfähigkeit drängt Unternehmen ins Ausland. Angesichts hoher Energiepreise und massiver Bürokratie-Belastung heißt die Alternative immer öfter: Verlagerung der Produktion. So ordnet die IHK Niedersachsen die Ergebnisse des DIHK-Energiewendebarometers ein, das Ende August veröffentlicht wurde. 20 Prozent der niedersächsischen Unternehmen haben den Schritt ins Ausland bereits in die Wege geleitet oder planen dies – eine Verdopplung der Vorjahreszahlen.

An der bundesweiten Umfrage haben rund 300 niedersächsische Unternehmen teilgenommen, insgesamt waren es und 3600. Ernüchterndes Ergebnis: Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft in Sachen Energiewende ist auf den schlechtesten Wert seit 2012 gefallen.

In Niedersachsen will zwar jedes zweite Unternehmen bereits 2040 klimaneutral sein. Das entspricht den Zielen des Landes und liegt vor den Plänen auf Bundesebene. Aufgrund der Unsicherheiten am Energiemarkt werden dazu erforderliche Investitionsentscheidungen aber immer häufiger zurückgestellt, so die Ergebnisse der Umfrage. Das gilt für jedes vierte Unternehmen in Niedersachsen.

Außerdem investieren rund 40 Prozent der niedersächsischen Unternehmen nicht mehr in Kernprozesse. „Wir laufen hier in einen gefährlichen Investitionsrückstand. Wenn am aktuellen Standort nicht mehr investiert wird, fehlt über kurz oder lang die Zuversicht in den Wirtschaftsstandort Niedersachsen“, sagt Monika Scherf, Hauptgeschäftsführerin der IHK Niedersachsen (IHKN).

Nicht nur die Energiekosten spielen eine Rolle, wenn Unternehmen über eine Produktionsverlagerung nachdenken. Als Top 3 der Hindernisse für ihre Transformationsbemühungen geben die befragten Unternehmen an, dass zu viel Bürokratie herrscht (62 %), die Planungssicherheit aus der Politik heraus nicht gegeben ist (58 %) und die Planungs- und Genehmigungsverfahren zu lange dauern (48 %). „Wir dürfen bei den sehr wichtigen Diskussionen um die hohen Energiekosten keinesfalls verkennen, dass die zunehmende Bürokratie in Deutschland ebenfalls ein gewaltiges Hemmnis für den Standort darstellt“, meint Scherf.

Um die Unternehmen von den hohen Energiepreisen zu entlasten, gibt es seitens der Industrie- und Handelskammern eine klare Position: „Wir fordern daher unbürokratische Entlastungen über die Senkung der Stromsteuer auf das europäische Mindestmaß und Entlastungen bei den Umlagen für alle niedersächsischen Unternehmen. Gleichzeitig müssen direkte Stromlieferverträge zwischen Erzeugern und Abnehmern erneuerbarer Energie stärker forciert und durch eine Netzentgeltsenkung attraktiver gestaltet werden. Zusätzlich braucht es weitere Entlastungen für die energieintensiven Unternehmen, die im harten Wettbewerb stehen“, schließt Scherf.

 

Informationen zum Energiewendebarometer auf der Website der IHK Hannover.

 

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