App-Entwicklung über Ländergrenzen hinweg und im rücksichtsvollen Miteinander: Mira Jago, Gründerin der App-Entwicklungsagentur Cuckoo Coding GmbH, wurde am 13. November 2023 von der Landeshauptstadt Hannover mit dem Stadt-Hannover-Preis – Frauen machen Standort ausgezeichnet.

Der „Stadt-Hannover-Preis – Frauen machen Standort“ 2023 geht an Mira Jago (39), Gründerin der App-Entwicklungsagentur Cuckoo Coding GmbH. Der Unternehmerin ist es ein Anliegen, dass Frauen an der Entwicklung von Tech-Produkten beteiligt sind, sich stärker für technologische Berufe interessieren und bereit sind für eigene Geschäftsgründungen. Deshalb engagiert sich Mira Jago, die einen Master in Philosophie hat,  stark als Netzwerkerin, Mentorin und Speakerin. Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay übergab den mit 10.000 Euro dotierten Preis beim Wirtschaftsempfang der Stadt am 13. November.

Marktnische in der App-Entwicklung

2017 startete Mira Jago im hannoverschen Startup-Zentrum Hafven mit App-Entwicklungen. Zwei Jahre später spezialisierte sich auf das 2019 auf dem Markt erschienene Framework Flutter. Ein Framework ist eine Sammlung wiederverwendbarer Softwarekomponenten, die die Entwicklung neuer Anwendungen effizienter machen. Flutter hat den Vorteil, Apps verschiedener Betriebssysteme, etwa Android und iOS mit derselben Sprache programmieren zu können. Darin sah Mira Jago einen großen Vorteil, weil viele Geschäftskundinnen und -kunden Apps für beide Betriebssysteme benötigen. Mira Jago war mit ihrer Firma Cuckoo Coding die erste Agentur in Norddeutschland, die sich ausschließlich auf diese Technologie spezialisierte. Zunächst war dies ein Risiko, weil der Erfolg von Flutter nicht abzusehen war. Inzwischen ist dieses Framework Standard der Branche.

New Work über Ländergrenzen hinweg

Der Umstieg auf das neue Framework war die Basis für eine steigende Zahl von Aufträgen auch von großen Unternehmen. Flutter-Entwicklerinnen und -entwickler waren in Deutschland zunächst kaum zu finden, deshalb schaute Mira Jago ins Ausland. Derzeit arbeiten im Unternehmen in Hannover vier Personen. Dazu kommen zehn feste Coworker und Coworkerinnen in der Ukraine, in Portugal, im Sudan, in Frankreich und in Ägypten. Bei Bedarf greift das Unternehmen auf ein großes Netzwerk weiterer Fachleute zurück.

Um im Sinne von „New Work“ als gutes Kollektiv „remote“ über Ländergrenzen hinweg erfolgreich zusammenzuarbeiten, hat Cuckoo Coding ein System entwickelt, mit dem sich die Mitwirkenden kennenlernen, unterstützen und gegenseitig motivieren. Die Schlagworte sind „Pair Programming“, „Mentoring“ und „interne Hackathons“. Wichtig in dem System ist, dass alle Entwickelnden von Anfang an im direkten Kontakt mit den Kundinnen und Kunden stehen – „damit sie auch sehen, wofür und für wen sie entwickeln“, sagt Mira Jago. Zur Unternehmensphilosophie gehört, dass alle Entwickelnden Verantwortung übernehmen. Auch steht sie für ein „rücksichtsvolles Business“: Ihr ist es wichtig, Vertrauen aufzubauen, um Leistungspotenziale abzurufen.

Netzwerkerin, Mentorin und Speakerin

Um die Entwicklerinnen- und Gründerinnen-Szene weiter zu stärken, betätigt sich Mira Jago stark als ehrenamtliche Netzwerkerin. Bereits 2017 – parallel zum Unternehmensstart – gründete sie die „Google Developer Group Hannover“. Dies ist ein monatlicher Stammtisch für Fachleute in der Softwareentwicklung. Ein Jahr später rief sie die „Women Teachmakers“ ins Leben. In diesem Kreis tauschen sich monatlich Frauen aus der Programmierung, der IT und Spieleentwicklung sowie Datenspezialistinnen, Informatik-Lehrkräfte und Expertinnen der Künstlichen Intelligenz aus. Einige Mitwirkende betätigen sich gemeinsam ehrenamtlich und unterstützen zum Beispiel gemeinsam Migrantinnen dabei, das Programmieren zu lernen.

Mira Jago arbeitet zudem seit einigen Jahren als Mentorin für den Bereich „UX-Design, Produkt und Tech“ im „Hafven Impact Accelerator“. Dort werden Startups mit Fokus auf Nachhaltigkeit ein halbes Jahr lang mit verschiedenen Trainings bei der Entwicklung und Weiterentwicklung von sogenannten MVPs begleitet. MVP steht für „Minimum Viable Product“ und heißt übersetzt „kleinstmögliches Produkt“. Mit einem MVP kann ein Startup den Markt testen, bevor es in die richtige Entwicklung geht. Mira Jago unterstützt hier vor Allem die Startups, die eine Software als Produkt haben. Auch „CreateF“, eine Serie über Gründerinnen, die gecoacht, begleitet und gefilmt werden, hat Mira Jago in zwei Staffeln als Mentorin unterstützt. Daneben ist und war sie bereits in einigen Startup-Programmen von hannoverimpuls aktiv, der gemeinsamen Wirtschaftsförderungsgesellschaft von Stadt und Region Hannover. Ferner engagiert sich Mira Jago als Speakerin insbesondere über digitale Themen. Ihr Ansinnen ist es unter anderem, Frauen für die sogenannten MINT-Fächer und für Gründungen zu begeistern, nachhaltig zu programmieren und Hannover digitaler zu machen.

Interesse an Wirtschaft erst im zweiten Schritt

Obwohl sie aus einer Unternehmerfamilie stammt – ihrem Vater ist Geschäftsführer der Deister Electronic GmbH in Barsinghausen – hatte Mira Jago zunächst kein Interesse an Wirtschaft. Zunächst orientierte sie sich eher in Richtung Philosophie, Schriftstellerei und Journalismus. Die „formelle und männliche Art der Wirtschaft“ hat sie zunächst gehemmt, war aber später der Ansporn: Sie wollte, dass auch Frauen mehr Zugang zur technologischen Geschäftswelt bekommen. Um zur Vorreiterin zu werden, sah sie sich in der Pflicht, zunächst selbst programmieren zu lernen, was sie im Unternehmen ihres Vaters machte. Ihr Ziel war und ist es, dass Frauen in dieser Branche die Zukunft mitgestalten.

Anja Ritschel, Wirtschafts- und Umweltdezernentin der Landeshauptstadt Hannover: „Mira Jago ist eine sehr umtriebige Unternehmerin, die sich ihren ganz eigenen Weg in der Tech-Szene gebahnt hat und mit ihrem Unternehmen das vielzitierte ‚New Work‘ wirklich lebt. Ihre innovativen Ansätze sind herausragend. Ich bin mir sicher, dass wir in Hannover noch viel von ihr hören werden, zumal sie auch als Mentorin, Speakerin und insbesondere als Netzwerkerin aktiv ist. Sie hat in Hannover die ‚Google Developer Group Hannover‘ und die ‚Women Techmakers‘ gegründet. In den Anfängen fand Mira Jago hannoversche Unterstützung in der „Coworking & Maker Space“ Hafven in der Nordstadt und mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Hannoverimpuls. Dies ist ein Beleg dafür, dass Hannover Gründer*innen gut unterstützen kann.“

„Startup-Gründer, Softwareentwickler und Investoren: Die Menschen, die sich unsere Produkte von morgen ausdenken, sie bauen und sie finanzieren, sind vor allem in der Tech-Branche noch fast komplett männlich. Wenn wir das kreative Potenzial unserer Gesellschaft voll ausnutzen und eine faire Innovation für alle wollen, sollten wir hier unbedingt diversifizieren. Wir brauchen mehr Frauen, die sich für Software interessieren. Ich habe deshalb vor einigen Jahren meine Philosophiebücher durch Softwarekurse ersetzt und im Selbstversuch programmieren gelernt. Mit meiner Firma Cuckoo Coding GmbH entwerfe, designe und entwickle ich mittlerweile mobile Apps für unsere Kunden. Als Startup-Mentorin und Speakerin teile ich mein Wissen über Softwareentwicklung und Gründung, um junge Frauen in der Tech-Branche zu unterstützen. Ich habe diese Stadt, ihre lebhafte Startup-Szene und ihre engagierten Menschen in den vergangenen Jahren sehr ins Herz geschlossen und freue mich riesig über den Stadt-Hannover-Preis“, so Mira Jago.

Zum Stadt-Hannover-Preis

Der „Stadt-Hannover-Preis – Frauen machen Standort“ 2023 zeichnet Frauen aus, die sich aktiv für die Förderung von weiblichen Fachkräften einsetzen. Die Ausrichtung des Unternehmens und der Unternehmenskultur sollte auf den Grundsätzen von „Corporate Social Responsibility“ basieren. Dabei stehen insbesondere innovative Ansätze im Fokus, welche einen nachhaltigen und langfristigen Beitrag zur Personalgewinnung und -bindung leisten, sowie das Potenzial von weiblichen Fachkräften im Unternehmen dauerhaft stärken. Voraussetzungen für eine Bewerbung war, dass die Bewerberin seit mindestens drei Jahren als Unternehmerin, als Soloselbständige oder als Freiberuflerin auf dem Gebiet der Landeshauptstadt Hannover tätig ist und sich erfolgreich am Markt behauptet. Der Preis mit 10.000 Euro dotierte Preis wurde zum 22. mal verliehen. In diesem Jahr gab es einen thematischen Schwerpunkt: Corporate Social Responsibility. Insgesamt sind sieben Bewerbungen, eingegangen, die die gesetzten Kriterien erfüllten. Weitere Informationen gibt es unter

Bisherige Preisträgerinnen sind beispielsweise Gesa Lischka, Agentur Kochstraße; Michaela Schupp, Online-Shop Chocolats-de-Luxe (2017); Claudia Rinke, Franz Schloms Nachfolger Möbelspedition GmbH (2013) oder Stefanie Eichel, Geschäftsführerin der Sport- & Eventagentur eichels: Event (2011).

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