Sie sind angekommen in den Unternehmen: Beispiele für Fachkräfteeinwanderung aus Mitgliedsunternehmen der IHK Hannover.

Alireza Hasanzadeh (33)

Ali Reza Hassan Zadeh arbeitet seit Anfang Februar als Florist für die
Gärtnerei Sporleder in Bad Münder.

■ Iran
■ Florist
■ Gärtnerei Sporleder, Bad Münder
■ Anerkennungsbescheid vom 22. Dezember 2023

Beschleunigt ins Blumen-Geschäft
Es war schon eine Überraschung für Johannes Sporleder, dass sich jemand aus dem Iran auf die Stellenanzeige für seine Gärtnerei in Bad Münder meldet. Die erste Nachricht des gut ausgebildeten Bewerbers war in verständlichem Deutsch, so dass der Unternehmer eine
Videokonferenz mit Ali Reza Hassan Zadeh vereinbarte. Und der 33-jährige Iraner überzeugte Sporleder. Neben den Deutschkenntnissen – er hatte dreieinhalb Jahre lang gelernt – bringt er auch eine abgeschlossene Ausbildung aus dem Iran mit. „Seine Familie betreibt dort einen großen Blumenladen. Er kennt also das Geschäft.“ Wie allerdings kommt der Iraner nun in seinen Betrieb, um hier in Deutschland zu arbeiten? Johannes Sporleder informierte sich nach dem Gespräch im Sommer letzten Jahres und entschied sich für das beschleunigte Fachkräfteverfahren. Trotzdem ging es dem Unternehmer nicht schnell genug, da einige Zeit verging bis alle Unterlagen zusammen waren, die die IHK für das Anerkennungsverfahren benötigte. Sowohl die Ausländerbehörde Hameln als auch die IHK seien aber sehr bemüht gewesen. Seit Anfang März arbeitet der Iraner nun in Bad Münder. Sein Berufsabschluss als Florist konnte in vollem Umfang anerkannt werden. Und Johannes Sporleder freut sich, dass er einen gut ausgebildeten Floristen mit zehn Jahren
Berufserfahrung gewonnen hat.

 

Faith Myka Manibo (25)

Im Job
angekommen:
Myka Manibo
weiß, was zu
tun ist. Foto: Stefan Finger

■ Philippinen
■ Fachfrau für Restaurants und
Veranstaltungsgastronomie
■ Leineschloss / Votum / Schorse
(Johannes Lühmann Catering GmbH)
■ Anerkennungsbescheid vom 7. Juli 2023

 

Ein Traum wird Realität
Es war immer ihr Traum, einmal in Deutschland zu arbeiten. Und dieser Traum ist für Myka Manibo in Erfüllung gegangen. Seit Anfang Januar arbeitet die junge Frau von den Philippinen in der gehobenen Gastronomie am Landtag in Hannover. Dass sie jetzt in den Restaurants, von denen das Votum sogar zwei Michelin-Sterne trägt, die Gäste bedient und sie etwa bei der Speisen- und Weinwahl unterstützt, verdankt sie einer zufälligen Begegnung mit der Rechtsanwältin Martina Notthoff im Kempinski Hotel Akaba in  Jordanien im November 2022: „Wir haben damals Handynummern ausgetauscht und sind in Kontakt geblieben. Als ich erfuhr, dass ihr
Vertrag in ihrem Hotel auslief, saß ich gerade mit meinem Mann im Leineschloss.“ Auch durch einen persönlichen Kontakt zum Inhaber Johannes Lühmann entstand die Idee, ob Myka Manibo nicht in der Gastronomie am Landtag als Fachkraft gebraucht werden könnte. Nach den ersten Wochen sind Lühmann und sein Restaurantleiter Jonas Gohlke mit ihrer neuen Kollegin sehr zufrieden: „Sie weiß ohne Kommunikation, was gerade zu tun ist.“ Zwar spreche die 25-Jährige bislang nur Englisch, aber sie verstehe immer mehr Deutsch. An ihrem freien Tag besucht sie einen Deutschkurs. „Es ist unfassbar, wie viel Aufwand nötig war, um das möglich zu machen“, sagt Johannes Lühmann. „Gut, dass Martina Notthoff nicht locker gelassen hat.“ Die Rechtsanwältin kümmerte sich um Formalia, stellte den Kontakt zur IHK her und unterstützte auch bei der Anerkennung des ausländischen Berufsabschlusses. Die IHK hat bereits im Juli 2023 die volle Gleichwertigkeit des Berufsabschlusses festgestellt. Doch es dauerte, bis alle Vorgaben für das Visum und den Start in das Berufsleben in Deutschland erfüllt waren. Martina Notthoff unterstützte Myka Manibo auch bei der Wohnungssuche und versucht das leichte Heimweh zu vertreiben. „Wenn der Frühling kommt, wird das sicher besser“, sagt die junge Frau selbst.

 

Wahid Khalfaoui (30)
■ Tunesien
■ Industriemechaniker
■ AS-Drucklufttechnik GmbH
■ Anerkennungsbescheid vom 12. Mai 2023
Omar Chtourou (31) und
Aymen Tabbal (30)

Geschäftsführer Alfio Stuto (v. l.) mit seinen Mitarbeitenden Omar
Chtourou, Wahid Khalfaoui und Aymen Tabbal in der Werkstatt. Foto: Stefan Finger

Fachkräftemangel Fehlanzeige
Eine Internetsuche mit den Worten „Drucklufttechnik“ und „Stellenanzeige“ brachte den jungen Tunesier Omar Chtourou mit der AS-Drucklufttechnik GmbH aus
Isernhagen zusammen. Der 31-Jährige hatte in seiner Heimat bereits für einen Hersteller in der Wartung gearbeitet, Deutsch gelernt und sich um die Anerkennung seines Berufsabschlusses gekümmert. In einem Online-Vorstellungsgespräch überzeugte er Geschäftsführer Alfio Stuto von sich und konnte so wenig später bei dem Unternehmen anfangen, das in einem Radius von etwa 100 Kilometern bei knapp 1000 aktiven Kunden Druckluft-Maschinen wartet und instandsetzt. Stuto hat gute Erfahrungen damit gemacht, dass sich Interessierte initiativ bei ihm bewerben. „Wenn wir suchen, finden wir meist nicht die richtigen Leute“, sagt der 56-Jährige, dessen Vater einst aus Italien nach Deutschland kam – als gesuchte Fachkraft zu Bosch in Hildesheim. Unter seinen 25 Beschäftigten sind neben seiner Frau und seinem Sohn mittlerweile auch drei Tunesier: Neben Omar Chtourou gehören auch der gelernte Kältetechniker Aymen Tabbal (30) und Wahid Khalfaoui (30) zum Team, die sich auch um die Anerkennung ihrer Berufsabschlüsse gekümmert haben. „Die beiden kamen über das Projekt Thamm zu uns“, sagt Stuto, der so etwas weniger Bürokratie allein bewältigen musste. Denn das Projekt der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH hat es sich zum Ziel gesetzt, faire und sichere Arbeitsmigration unter anderem aus Tunesien nach Deutschland zu erleichtern. Alfio Stuto ist froh, dass er die Fachkräfte aus dem Ausland für sein Unternehmen gewinnen konnte. Dafür opfert er aber auch mal seine Freizeit, um sich um Wohnungen für seine neuen Mitarbeitenden zu kümmern. Fachkräftemangel kennt er aus seiner Firma nicht. „Wir sind versorgt.“

 

Gertian Shaka (42)

Gertian Shaka
an seinem
Arbeitsplatz in
der Werkstatt. Foto: Comte Galvanotechnik

■ Albanien
■ Elektroanlagenmonteur
■ Comte Galvanotechnik, Sulingen
■ Anerkennungsbescheid
vom 24. März 2023

 

Auf Empfehlung nach Sulingen
„Ich kenne da jemanden in Albanien, der uns weiterhelfen kann“. Mit diesen Worten von Werkstattleiter Blerim Basha beginnt die Geschichte von Gertian Shaka, der seit Mai 2023 bei der Comte Galvanotechnik in Sulingen angestellt ist. Der 42-Jährige war von seinem Bekannten aus der Werkstatt im Herbst 2022 gefragt worden, ob er sich
vorstellen könnte, nach Deutschland zu kommen. Nachdem das geklärt war, kümmerte sich Produktionsleiter Lars Grunert um die Formulare und Bescheinigungen. Mit der Ausländerbehörde Diepholz setzte das Unternehmen auf das beschleunigte Fachkräfteverfahren, da man dringend einen Mitarbeiter mit Ausbildung im elektronischen Bereich in der Werkstatt brauchte. Über die Anerkennungsstelle der IHK Hannover bemühte das Unternehmen sich um die notwendige Anerkennung des in Albanien erworbenen Berufsabschlusses. „Wir sind sehr froh, einen so guten Mitarbeiter für sämtliche elektrische Aufgaben in der Werkstatt gefunden zu haben“, sagt Grunert. Von den rund 100 Mitarbeitenden des Unternehmens haben sieben albanische Wurzeln. Mit Gertian Shaka sprechen die meisten noch auf Englisch, aber Deutsch wird fleißig gelernt. Das Unternehmen organisiert einmal die Woche einen Deutschkurs für die sieben albanischen Kollegen, „um die Grundlagen des Deutschen zu vermitteln“.
Comte Galvanotechnik arbeitet als Dienstleister im Bereich der Oberflächenbehandlung für Kunden aus verschiedenen Branchen. Neben dem funktionellen galvanischen Verzinken gehört auch das dekorative Beschichten von Nickel und Chrom-Oberflächen zum Angebot des Unternehmens.

Jetzt Artikel teilen!