Silke Richter, Leiterin Berufsbildung der IHK Hannover, kommentiert die Herausforderungen in der Dualen Ausbildung:

Was Du auch tust, tue es klug und bedenke das Ende – unter dieses Motto hat IHK-Präsident Gerhard Oppermann den Jahresauftakt 2023 gestellt. In der Bildung sehen wir hohen Veränderungsdruck, und alle, die in diesem Bereich Verantwortung tragen, sollten sich diesen Leitspruch zu Herzen nehmen. Klug ist es, in der Bildung alle jungen Menschen zu einem Schulabschluss zu bringen. Der Anteil der jungen Menschen mit Lernrückständen liegt im Vergleich zum Vorjahr konstant bei 35 Prozent, wie eine Befragung der Robert Bosch Stiftung ergab. Die Zusammensetzung der Schulklassen ist in den vergangenen Jahren immer heterogener geworden. Sechs Prozent aller Schülerinnen und Schüler haben 2021 die ihre Schule ohne Abschluss verlassen – deutlich zu viele.

Klug ist es, die Klaviatur der schon vorhandenen Möglichkeiten einer modernen, bedarfsgerechten und flexiblen Dualen Ausbildung richtig und kreativ zu spielen. Die berufliche Bildung bietet hier mit Verkürzung, Verlängerung, Teilzeit-Ausbildung, Einstiegsqualifizierung, Teilqualifizierung, mobiler Ausbildung, Extended Reality – XR – bereits vielfältige Möglichkeiten, die Ausbildung individuell und zeitgemäß zu gestalten. Viele Unternehmen nutzen diese Wege bereits. Junge Menschen können so gemäß ihren Fähigkeiten optimal gefördert und qualifiziert werden, wie auch der Präsident des Bundesinstituts für Berufliche Bildung, Professor Friedrich Hubert Esser, auf dem IHK-Jahresempfang betonte.

Klug ist es, in Zeiten des Fachkräftemangels Studium und Duale Ausbildung nicht gegeneinander auszuspielen, sondern jungen Menschen als unterschiedliche, aber gleichwertige Wege in ein erfolgreiches Berufsleben näher zu bringen.

Alles andere als klug ist es hingegen, in diesen schwierigen Zeiten Unternehmen mit einer  Ausbildungsplatzabgabe und zusätzlichen bürokratischen Hürden zu belasten, wie es die Gewerkschaften gerade fordern. Dies wäre für das Erfolgsmodell Duale Ausbildung eher das Ende.

Nicht nur klug, sondern geradezu unverzichtbar ist es, dass alle Beteiligten in der beruflichen Bildung an einem Strang ziehen und gemeinsam die Attraktivität der Dualen Ausbildung stärken. Dazu gehört auch der Mut, alte Zöpfe abzuschneiden und moderne Wege auszuprobieren. Ein solches Zusammenwirken bietet die Chance, kluge Lösungen zu finden. Denn am Ende geht es um eines: die Zukunftsfähigkeit unseres Landes. Dafür sind gemeinsame Anstrengungen bei Bildung und Qualifizierung die unerlässliche Basis.

 

 

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