Die Zahl der Gründungen in Niedersachsen ist leicht gesunken, aber die Qualität hat ein Rekordniveau erreicht. Um trotz der widrigen Umstände erfolgreich zu sein, muss viel Arbeit in die Vorhaben fließen. Mit einer Gründungswoche bietet die IHK Hannover vom 6. bis 10. März Informationen und Hilfestellung beim Schritt in die Selbstständigkeit.

In Deutschland ließ sich viele Jahrzehnte lang ein seltsames Phänomen beobachten: Die Gründungszahlen schossen immer dann nach oben, wenn die Wirtschaft am Boden lag und die Arbeitslosenzahlen hoch waren. Insbesondere durch umfangreiche Förderprogramme der Arbeitsagentur – früher Arbeitsamt – wurde vielen Gründerinnen und Gründern der Schritt in die Selbstständigkeit als vermeintlich einfache Alternative zum Angestelltendasein schmackhaft gemacht. Viel zu viele machten sich dann auch viel zu blauäugig ans Werk und scheiterten. Gegenwärtig ist die Gründungssituation hingegen ausgesprochen diffus: Die Nachwehen der Corona-Pandemie, die Folgen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, die dramatisch gestiegenen Energiekosten und der Fachkräftemangel führen zu einem ausgesprochen herausfordernden Marktumfeld. Allerdings bleiben die Arbeitslosenzahlen erfreulicherweise niedrig. Gegenwärtig können sich viele gut qualifizierte Fachkräfte ihren Job quasi aussuchen. Anders formuliert: Wer sich derzeit selbstständig macht, muss das nicht tun, weil er oder sie keine Alternative hat, sondern er oder sie will das! Nach Einschätzung der IHK-Existenzgründungsberaterinnen und -berater sind gegenwärtig drei Viertel aller Vorhaben Chancengründungen – ein neuer Höchstwert. Und warum auch nicht? Bieten nicht gerade Veränderungen die Möglichkeit, mit einer neuen innovativen Geschäftsidee im Markt Fuß zu fassen?

Zahlen für Niedersachsen
Die absoluten Gründungszahlen in Niedersachsen sinken. Nach hochgerechneten Werten des statistischen Landesamtes werden sich 2022 rund 52200 Personen in Niedersachsen selbstständig gemacht haben; ein Minus von gut drei Prozent zum Vorjahr. Dabei waren die Jahre 2020 und 2021 stark durch die Corona-Pandemie geprägt. In dieser Zeit haben sehr viele ihre Geschäftsidee zunächst einmal im Nebenerwerb getestet. Deren Anteil an allen Gründungen stieg deswegen deutlich an und liegt aktuell bei 53 Prozent. Dabei stand insbesondere die Dienstleistungsbranche im Fokus, in der zumeist ohne größeren Kapitalbedarf gegründet wird. Hingegen ist die Gewerbebilanz – der Saldo aus Gewerbean- und -abmeldungen – sowohl im Gastgewerbe als auch im Bereich Verkehr und Logistik negativ. Bemerkenswert ist zudem, dass Frauen nur knapp mehr als ein Drittel aller Gründungen bestreiten. Ein Anteil, der seit vielen Jahren festzementiert zu sein scheint. Hier liegt offenkundig noch eine Menge ungenutztes Potenzial brach.

Auch die Politik ist gefordert
Gründerinnen und Gründer müssen ihr Vorhaben intensiv hegen und pflegen, um trotz der widrigen Umstände erfolgreich zu sein. Aber auch die Politik ist gefordert. Sie muss insbesondere durch einfache und niedrige Steuern, wenig(er) Bürokratie und eine gezielte Förderung für ein gedeihliches Gründungsklima sorgen. Gerade in Niedersachsen ist da allerdings noch reichlich Luft nach oben. So ist Niedersachsen bei der Gründungsintensität – also der Gründungsneigung je 10000 Einwohner – im Vergleich der Bundesländer allenfalls Mittelmaß. Mittelmaß reicht allerdings weder für Gründende noch die Politik aus, um erfolgreich zu sein.

IHK-Gründungswoche im März
Die IHK Hannover bietet mit ihrer Gründungswoche vom 6. bis 10. März kompakte Informationen und Hilfestellung beim Schritt in die Selbstständigkeit. Das Programm (siehe Seite 27) umfasst an den ersten vier Tagen Online-Vorträge zu den wichtigsten Gründungsthemen samt direktem Austausch mit den Vortragenden. Die Bandbreite reicht von der „Geschäftsmodellentwicklung mit dem Value-Proposition-Canvas“ über „Franchise: Gründen mit dem Rückenwind der Gemeinschaft“ oder „Gründen durch Unternehmensnachfolge“ bis hin zu „Erfolgreicher gründen mit Social Media“. Auch die Themen rund um Recht und Steuern sowie die Unterstützungsangebote der Agentur für Arbeit und die Gründungsförderung durch KfW und NBank werden natürlich nicht fehlen. Erfahrungen aus der Unternehmensgründung durch Frauen stehen passend zum 8. März, dem internationalen Frauentag, auf dem Programm. Im Interview erzählen dann zwei Unternehmerinnen aus Hannover, wie sie den Weg in die Gründung erlebt haben.

Podiumsdiskussion in der IHK
Weil Finanzierungsfragen bei fast jedem Gründungsvorhaben von zentraler Bedeutung sind, dreht sich am Freitag, 10. März, bei einer Präsenzveranstaltung im Plenarsaal der IHK Hannover alles „Rund um das liebe Geld“. Zunächst wird diskutiert „Wie präsentiere ich mich und mein Geschäftsmodell interessierten
Investoren bzw. Fremdkapitalgebern?“. Mit Can Lewandowski, Gründer und Geschäftsführer der Crafting Future GmbH aus Hannover und Stefan Kühn, Geschäftsführer Kühn Sicherheit GmbH aus Hildesheim und Vizepräsident der IHK Hannover, geben ein junger und ein gestandener Unternehmer gemeinsam mit Finanzierungsexperten der Sparkasse Hannover Tipps für das Bankgespräch und lassen die Zuschauer an ihren Erfahrungen teilhaben. In der Pause gibt es Gelegenheit, mit den Teilnehmenden der Podiumsrunde und anderen Gästen ins Gespräch zu kommen. In der zweiten Diskussionsrunde geht es dann um das Finanzierungskonzept und die Frage: Was können Gründende von der Bank erwarten? Unter dem Motto „Existenzgründung finanzieren – morgen kann
kommen“ stellen sich Experten der Hannoverschen Volksbank und der Niedersächsischen Bürgschaftsbank den Fragen der Gründerinnen und Gründer.

Details und Teilnahme
Die Online-Vorträge der Gründungswoche finden von Montag bis Donnerstag (6. bis 9. März) über Microsoft Teams statt. Wer nicht live dabei sein kann, findet die Präsentationen später auf der IHK-Website. Die Podiumsrunden „Geschäftsmodell professionell vorstellen und Existenzgründung finanzieren“ finden am Freitag im Plenarsaal der IHK (Schiffgraben 49, 30175 Hannover) statt. Eine Anmeldung für die Präsenzveranstaltung ist erforderlich. Die Teilnahme an allen Formaten der Gründungswoche ist kostenlos.

Das ausführliche Programm und weitere Details zur digitalen Gründungswoche findet sich auf der IHK-Internetseite.

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