Von Nele Schubert

Am 1. Mai wurde das Deutschlandticket ein Jahr alt. Ob dies ein Anlass zum Feiern ist, zeigt die Jahresevaluation seitens des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) und der Bahn AG.

Die Verkaufszahlen des D-Tickets lassen auf ein großes Interesse schließen: Seit es eingeführt wurde, besaß rund ein Viertel der Bevölkerung das Ticket für mindestens einen Monat. Aktuell nutzen es 11,2 Millionen Menschen deutschlandweit. Häufigster Kaufgrund: Sich in ganz Deutschland im ÖPNV bewegen zu können. Das geht aus der Evaluation von VDV und Bahn hervor, auf die sich auch das niedersächsische Wirtschaftsministerium in seiner Bewertung stützt.

Auch die einfache Handhabung des Tickets sorgt dafür, dass es gut ankommt. Über 50 Prozent der Kundinnen und Kunden nutzen es digital auf ihrem Smartphone. Das hilft gleichzeitig dem ÖPNV, digitaler zu werden.

Wer das Deutschlandticket hat, fährt zudem häufiger mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Rund die Hälfte der in Deutschland verkauften Tickets werden nahezu täglich genutzt. Und das nicht nur auf kurzen Entfernungen, denn auch Strecken über 30 Kilometer werden mittlerweile häufiger mit Bus und Bahn zurückgelegt. Das D-Ticket habe den ÖPNV revolutioniert, so Verkehrsminister Olaf Lies. „Die Nutzerzahlen beweisen, dass das Angebot einen positiven Einfluss auf das Mobilitätsverhalten der Menschen hat.“

Jedoch bietet das D-Ticket noch nicht für alle Menschen eine sinnvolle Alternative. In Städten ist es durch den weitgehend guten Ausbau des ÖPNV zwar gut nutzbar, jedoch sinkt die Nachfrage, je weiter man sich von städtischen Regionen entfernt. Mit einem weiteren Ausbau und einer Verbesserung des ÖPNV-Angebots könnte dieser Schwierigkeit in Zukunft entgegengewirkt werden.

Die Nutzerzahl ist laut Evaluation weitgehend ausgeschöpft, spätestens wenn die knapp drei Millionen Studierenden gewechselt haben sollten. Geplant ist diese Ausweitung zum Wintersemester 2024. Schon mit dem Start des Deutschlandtickets hatte allerdings die IHK Niedersachsen bereits gefordert, nicht allein die Studierenden im Blick zu haben, zusätzlich zum regulären Deutschlandticket ebenfalls ein bundesweit gültiges und günstigeres Azubi-Ticket anzubieten.

Aber auch die Finanzierung des Deutschlandtickets bedarf noch einiger Maßnahmen: Für Kundinnen und Kunden ist diese günstige Alternative zwar attraktiv, gleichzeitig bedeutet das aber auch geringere Einnahmen für die Seite des ÖPNV. „Die weit überwiegende Zahl der Abonnentinnen und Abonnenten zahlen mit dem Deutschland-Ticket erheblich weniger als vorher für die Leistungen des ÖPNV“, sagt Michael Neugebauer, der Vorsitzende der VDV-Landesgruppe Niedersachsen/Bremen. „Die wirtschaftliche Lage der Branche spitzt sich dadurch dramatisch zu. Soll das Ticket langfristig angeboten werden, benötigen wir auch eine langfristige, auskömmliche Finanzierung.“

 

 

 

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